Homestory

»Psycho killer, qu’est-ce que c’est?« Diese Frage scheint aktueller denn je. Gestellt wurde sie von den Talking Heads allerdings bereits 1977. In diesem Jahr wurde der Serienmörder David Berkowitz, bekannt als »Son of Sam«, gefasst. Es begannen überdies fünf Kriege, Bürgerkriege und bewaffnete Konflikte. Und was lernt uns das? Falls Sie ein gewaltaffiner Psychopath sind, der gerade mit seiner Glock spielt: Wenn Sie wollen, dass man Ihnen einen schönen Künstlernamen wie »Zodiac Killer« gibt, verschießen Sie nicht gleich all Ihr Pulver auf einmal! Polizei und Medien brauchen Zeit. Falls Sie nach Gründen für Optimismus suchen: Die Welt war früher nicht friedlicher. Aber ist das jetzt wirklich ein Grund für Optimismus? Falls Sie blendenden, wenn auch oberflächlichen Charme versprühen, ein pathologischer Lügner, impulsiv und verantwortungslos sind, nie Mitleid oder Schuldgefühle empfinden und sich für den Allergrößten halten, können Sie es als Psychopath aber auch weit bringen, etwa ins höhere Management, wie der Psychologe Robert Hare herausfand. Sollten Sie zudem einige Milliarden Dollar besitzen, könnte sogar der Atomkoffer in Ihre Reichweite rücken. Das war wohl jetzt auch wieder kein Grund für Optimismus. In den siebziger Jahren konnte man wenigstens noch glauben, dass ohne machthungrige Offiziere die Welt besser werden würde. Aber falls Sie derzeit General sind und denken, Sie wären ein viel besserer Staatschef als diese Pfeife im Präsidentenpalast: Bedenken Sie, dass viele Zivilisten mindestens ebenso gewaltaffin sind wie Ihre Saufkumpane im Offizierskasino! Wenn der Pfeife im Präsidentenpalast aus der Psychopathen-Checkliste nur der oberflächliche Charme fehlt, kommen diese Leute auf Ideen, die nicht einmal Ihnen gekommen wären.
Wenn es mit dem Optimismus nichts werden will, sind Abwehrstrategien gefragt. Der Politologe Herfried Münkler empfahl nach dem Anschlag in Nizza »mürrische Indifferenz«. Die muss man sich aber erst einmal leisten können. Mag die Gefahr, an einer Pilzvergiftung zu sterben, in Deutschland noch größer sein als die ­Gefahr, einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen, gilt dies für viele andere Länder nicht, und das nicht nur, weil in Bagdad kaum Pilze wachsen. Und für andere Bedrohungen gilt es erst recht nicht. Als die Jungle World-Redaktion 2005 ihre Türkei-Auslandsausgabe produzierte, gab es dort Gründe für Optimismus. Die Macht des Militärs wurde zurückgedrängt, die der Islamisten hatte sich noch nicht entfaltet, die Demokratisierung kam voran. Unser Zeichner Andreas Michalke hat seit damals den Kontakt zu seinen Freunden in Istanbul und der dortigen dissidenten Kulturszene gehalten. Grund für Optimismus sehen seine Freunde nun nicht mehr (Jungle World 29/2016), Indifferenz ist keine Option, eher vielleicht so etwas wie mürrischer Humor. Denn lächerlich sind sie ja, die Erdoğans und ihre grimmigen Anhänger. Deshalb haben wir Andreas Michalke gebeten, die Titelseite und zwei Thema-Seiten zu il­lustrieren. Übrigens sind jetzt ja auch die Ghostbusters wieder im Dienst, vielleicht lassen die ja alle diese aufgeblasenen Dämonen in kleinen Kästlein verschwinden.