Homestory #47

Erst wenn es so richtig hakelt, rummst und scheppert, wird offenbar, worauf man sich wie selbstverständlich verlassen hat. Und wie man Jahre, manchmal Jahrzehnte lang etwas nutzt, ohne auch nur die geringste Ahnung davon zu haben. Den eigenen Körper zum Beispiel. Man schleppt ihn durchs Leben, macht tagein, tagaus Gebrauch von ihm – und wenn er dann angeschlagen ist, der verwitterte Körper, und so schwer wird, dass er sich nicht mehr aus dem Bett bewegen lässt, weil er bis zum Anschlag voller Viren steckt oder irgendwo etwas abgebrochen oder grob fahrlässig weggemuggelt wurde, ist man mit seinem Latein sogleich am Ende. Trotz Internet steht man dem hilf- und oft ahnungslos gegenüber, was einen am längsten im Leben begleitet und wovon man so abhängig ist wie sonst nur von Mobiltelefonen, Feel-Good-Movies und Käsefondue mit schön Knoblauch. In solchen Situationen ist die Hilfe anderer gefragt, die zu Ende studiert haben und wissen, wie die Kiste funktioniert.
Mit Computern ist es nicht anders: Auch sie sind stets zu Diensten, solange sie funktionieren. Wie genau sie das tun? Eigentlich auch egal. Doch wenn dann mal der Apparat streikt, wird »Megahertz zu Megaschmerz« – sang einst Heinz Strunk in »Computerfreak«. Dann schreit man nach dem Arzt der Computerwelt, dem Systemadministrator, dessen internationaler Spitzname Admin lautet. »Handarbeit gibt es immer reichlich zu erledigen«, sagt der neue Admin der Jungle World. Was auch immer das in der Admin-Sprache bedeuten mag, es klingt ernst. Und er fügt noch hinzu, dass man sich nach Möglichkeit nicht vom Kurs abbringen lassen dürfe – auch nicht von den zahlreichen Bedürfnissen der Benutzer. »Ab und an kommt man nicht umhin, die User in ihren Wünschen zurückzuweisen«, sagt er mit strengem Blick.
Der nichts anderes zu bedeuten hat als: Bitte haben Sie Verständnis und nehmen Sie noch einen Augenblick Platz. Bei den anderen Patienten zwickt es nämlich auch ganz gewaltig. Dass sie wie in jedem Wartezimmer auf Handy, Computer und Internet eine Weile verzichten müssen, ist schmerzhaft. Aber nach der Behandlung wird es ihnen besser gehen. Nur kurz ausharren, danach funktioniert womöglich alles besser denn je.