Die große Sonderausgabe zum 20jährigen Jubiläum

Homestory #23

Nach 20 Jahren ist die Jungle World natürlich längst nicht mehr nur eine Zeitung. Sie ist inzwischen auch ein Netzwerk, eine regelrechte Krake. Zwar arbeiten viele wunderbare Menschen heute für die Jungle World, jedoch – das bringt der Lauf der Zeit mit sich – noch mehr nicht mehr. Das hat dazu geführt, dass es heute praktisch keine große Zeitung, keine NGO, keine Schankwirtschaft gibt, wo nicht wenigsten ein ehemaliger Jungle-Mitarbeiter oder eine -Mitarbeiterin herumfrickelt oder gleich selbst die Strippen zieht. Und auch wenn die meisten Kollegen das Motto »Einmal Jungle, immer Jungle« nicht wirklich auf ihrem Körper eintätowiert haben, so sind doch sehr viele dieser Ehemaligen immer noch irgendwie Teil eines ideellen Gesamtzusammenhangs, nennen wir es hübscher: den Jungle-Kosmos. Unsere guten Beziehungen reichen vom anarchistischen Zentralkomitee über die Yellow Press bis in den Block C des Hochsicherheitsknastes in Silivri. Und nicht zuletzt: Die meisten sind nach wie vor Mitherausgeber dieser wunderbaren Zeitung.

Zufällig saß ein Trupp Ehemaliger, Veteranen der ersten Stunde, vor einiger Zeit in einem Berliner Biergarten beisammen, melancholierte vor sich hin und fand schließlich heraus, dass alle, die dort saßen, richtig Bock hätten, mal wieder die Jungle World zu machen. Also selbst zu machen, wie damals in den Ardennen. Naja, gleich wieder da anheuern in der Gneisenaustraße, das vielleicht nun doch nicht, aber mal eine Ausgabe – hach, das wäre doch schön!

Tja, und was sollen wir Ihnen sagen: Hier ist das Ergebnis. Diese Nummer, die 1 000. Jungle World, die Ausgabe zum 20. Geburtstag, haben lauter Ehemalige gemacht in ihrer ach so reichlichen Freizeit, ein Wort, das man als aktiver Jungle-Worker ja gar nicht kennt. Es ist ein Geschenk vor allem an die Redaktion, denn die bekommt dafür eine Woche Urlaub, einfach so. Dass Sie, liebe Leser, das auch als Geschenk empfinden, können wir nur hoffen.

Und seien Sie beruhigt: Die Titelschlagzeile haben wir nicht ­gewählt, weil wir Sie nicht mögen würden, im Gegenteil, wir vergöttern Sie! Aber wir erinnerten uns eben an die Zeit der Jungle World-Gründung, als wir uns sagten: Kommt, lasst uns jetzt, nachdem wir diese schrecklichen nationalbolschewistischen Unsympathen los sind, einfach mal eine Zeitung machen, wie wir sie uns wünschen. Ob das jemand lesen will, werden wir dann sehen. Wenn nicht, dann eben nicht. Dann machen wir halt etwas anderes, aber: keine Zeitung. Erst den Markt oder die linken Befindlichkeiten zu sondieren und danach eine Zeitung zu konzipieren, das wäre uns nicht in den Sinn gekommen. Und im Grunde funktioniert die Jungle World ja heute immer noch so. Wenn wir uns etwas zum Geburtstag wünschen dürfen, dann, dass dieser Wahnsinn in 20 Jahren auch noch funktioniert.

Happy Birthday uns und Ihnen allen!