Der frühere Fußballspieler George Weah könnte Liberias nächster Präsident werden

Anschlusstreffer

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Es wäre sein wichtigstes Tor: Der ehemalige Fußballprofi George Weah könnte neuer Präsident Liberias werden. Bislang liegt er in den Auszählungen der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen vom Dienstag vergangener Woche vorn. Als erster Afrikaner wurde Weah 1995 zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Damals war er gerade mit Paris Saint-Germain französischer Pokalsieger geworden und hatte eine spektakuläre Champions-League-Saison gespielt. Spätestens seitdem ist Weah in Liberia eine Ikone. Als 2005 nach einer langen Phase der Bürgerkriege dort erstmals wieder freie Wahlen stattfanden, kandidierte er für die Präsidentschaft – und gewann prompt die erste Runde. In der Stichwahl unterlag er allerdings Ellen Johnson Sirleaf. Weah erkannte ihren Sieg zunächst nicht an, es kam zu Unruhen. Nun entschied sich Sirleaf, wie in der Verfassung vorgesehen, nach zwei Amtszeiten als Präsidentin dieses Jahr nicht mehr zu kandidieren. Sie hatte in ihrer Regierungszeit für Frieden und Stabilität gesorgt und dafür 2011 den Friedensnobelpreis erhalten, ein wirklicher sozialer Wandel gelang ihr allerdings nicht. Zweien ihrer Söhne verschaffte sie Ämter im Staatsdienst; Nepotismus ist eine gängige Praxis in Liberia. Weah hat sich nun Korruptionsbekämpfung auf die Fahnen geschrieben. Allerdings werden ihm Kontakte zum 2012 als Kriegsverbrecher verurteilten ehemaligen Präsidenten Charles Taylor vorgeworfen, zur Wahl stellte er sich zusammen mit Taylors Ex-Frau Jewel Taylor als Vizepräsidentschaftskandidatin. »In unserer Gesellschaft hat fast jeder am Krieg teilgenommen. Wenn Sie also mit dem Zeigefinger auf Leute zeigen wollen, könnte sich am Ende niemand mehr zur Wahl stellen«, sagte Weah nur. Auch Sirleaf hatte Charles Taylor eine Zeitlang unterstützt.
Die Bürgerkriege zwischen 1989 und 2003 haben das Land verwüstet, es konnte sich nur langsam erholen. 2014/2015 erschüttete es die Ebola-Epidemie erneut schwer. Liberia ist reich an Rohstoffen, aber extrem abhängig von ausländischen Großunternehmen – und hoch verschuldet. Der Staatshaushalt entspricht mit umgerechnet rund 460 Millionen Euro einem Viertel des Haushalts von Nürnberg. Mehr als 50 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten. Weah stünde vor enormen Aufgaben. Die Endergebnisse der Wahl werden bis 25. Oktober erwartet.