Leo Fischer klingt diese Woche wie der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert

Kopfschüttelndes Augenrollen

Gastbeitrag Von

Liebe Genossinnen, liebe Genossen!

Ja, die NoGroKo-Initiative ist vorerst gescheitert. Ebenso wie die Idee, die SPD könnte irgendwie ausbrechen aus der Zwangsehe mit Merkel oder wenigstens darin ihre Würde bewahren. Weiter ist es unwahrscheinlich, dass die SPD nach der vierten Merkel’schen Amtszeit jemals wieder über zehn Prozent kommt. Es ist ebenso unwahrscheinlich, dass das dann noch irgendwen interessiert. Schon jetzt ist absehbar: Wenn die Ära Merkel endet, endet auch die der SPD als relevante politische Kraft. Die letzten Sozis werden als seltsame Halbwesen in der Kanalisation leben; aus Scham und auch wegen der fehlenden Mietpreisbremse. Dort, wo einst das Willy-Brandt-Haus stand, wird dann eine Wiese sein, auf der ein Hirtenjunge mit seinem Handy spielt.

Dennoch bin ich vorsichtig optimistisch. Der Parteitag hat zum Beispiel gezeigt, daß wir immer noch eine Partei sind, in der Menschen Mitglied sind. Das ist ein Faustschlag ins Gesicht all jener, die die Wahl­ergebnisse der letzten Jahre hauptsächlich auf Rundungsfehler und ganz legale Steuertricks zurückgeführt haben. Es wurden teilweise leidenschaftliche Reden gehalten, zu Themen, die sich gewaschen hatten. Auch wenn das dem einen oder anderen nicht immer gefiel, wurde manchmal ungläubig mit dem Kopf geschüttelt und mit den Augen gerollt.

Das sind immer noch die Kernkompetenzen der SPD, das funktioniert immer noch sehr gut. Darauf können wir aufbauen. Diese Partei hat so viel Potential – wie eine Glühbirne, in die einfach nur ein neuer Leuchtdraht eingespannt werden muss. Dafür müssen dann halt auch manchmal liebgewonnene Überzeugungen zu Bruch gehen.

Mein Plan ist klar: Ich werde jetzt noch einmal ein halbes Jahr durch die Lande touren, weiter einen auf wilden Mann machen und den Menschen in der SPD davon erzählen. Danach möchte ich mich gerne irgendwohin wegloben lassen. Egal, ob nach Brüssel oder Straßburg – Hauptsache nie wieder SPD.