Das Medium - Regierung in der Krise

Regierungskrise in der Verlängerung

Kolumne Von

Regierungskrise, Fußballweltmeisterschaft – nachdem es in den vergangenen Tagen zu vielen Vergleichen dieser beiden Ereignisse kam, steht am Ende fest: Fußball ist unterhaltsamer. Das liegt natürlich vor allem daran, dass die WM ein live übertragenes Event mit festen Sendezeiten ist, während vor allem die CSU nur wenig publikumsfreundlich agiert. Ausgerechnet der Tag, an dem die zwei ödesten Partien der gesamten WM ausgetragen wurden, war zunächst als Termin für den ganz großen Showdown zwischen Seehofer und Merkel ganz geschickt angesetzt. Am Abend aber zeigte sich, dass in Bayern klar versagt wurde: Während Kroatien und Dänemark in Russland auf dem Rasen herumstümperten, bestand der einzige Beitrag der Christsozialen darin, hin und wieder die groß angekündigte Pressekonferenz zu verschieben und ein taktisch nicht sehr kluges Rücktrittshinundher zu veranstalten.

Was dazu auch noch optisch sehr mangelhaft ausfiel: keine Livecam mit Bildern hochrot angelaufener, sehr aufgeregter Männer, keine heimlichen, der Presse zugespielten Tonaufnahmen wütender und wüster Schreiereien oder hämischer Tuscheleien, nix –  so kann man natürlich gegen ein hochdramatisches Elfmeterschießen mit weinenden Verlierern und ekstatisch jubelnden Siegern nicht gewinnen.

Dass die Regierungskrise dann auch noch am Montag in die Verlängerung ging und die CSU mit Stoiber, der in der Woche zuvor bei einer der abendlichen WM-Analayseshows zu Gast gewesen war und dort eher den Eindruck gemacht hatte, in Lala-Land zu leben, zu punkten versuchte, war schon extrem stillos und ging vor allem komplett an den Bedürfnissen des Publikums vorbei. Zumal Mexiko und Brasilien wirklich sehr schön spielten, jedenfalls bis zur 30. Minute, als diese Kolumne endlich fertig war.