Platte - Mush: »Induction Party«

Album mit Kante

Von

Es ist beinahe unmöglich, Musik zu machen und dabei nicht politisch zu sein. Es gibt derzeit viel zu sagen, zum Erstarken der Rechten, zum Klima oder zum pinken Modefeminismus. Wenn eine Band aus Leeds kommt, ihre Instrumente beherrscht und obendrein ihre Attitüde an die von Pavement, Television oder David Byrne erinnert, dann kann es ein Album mit Kante geben. Mush haben mit der Single »Alternative Facts« bereits im Jahr 2017 die Kombo Donald Trump/Kellyanne Conway geärgert. Bleibt noch Wladimir Putin übrig.

Alexander Walterowitsch Litwinenko, ehemaliger Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB und bekannter Kritiker Putins, verstarb 2006 unter mysteriösen Umständen. Auf der Debüt-EP mit dem Titel »Induction Party« befassen sich Mush im Song »Litvinenko« mit Spekulationen zum Tod des Geheimdienstlers, ohne allzu viel politischen Ernst zu verströmen.

Während Gitarrist ­Steve Tyson manisch ein Stakkato zwischen Post-Punk und Krautrock spielt, spricht Dan Hyndman lümmelig die Lyrics ins Mikrophon, gegen den durch den Bassisten Nick Grant vorgegebenen Takt. Einzig Schlagzeuger Phil Porter scheint sich bei dieser Symbiose aus sparsam eingesetzten Instrumenten und repetitiven Rhythmen schüchtern zurückzuhalten.

Auch Theresa May wird kritisiert, beziehungsweise ihre umstrittene Plakatkampagne auf Lieferwagen, mit der sie illegale Migranten mit einer Drohung (»Go home or face arrest«) zur Reise in ihre Herkunftsländer bewegen wollte. Die musikalische Mischung aus berauschenden Krach- und Funkelementen dürfte der Politikerin die Schamesröte ins Gesicht treiben. »Operation Vaken«, Titel des Songs und der Kampagne, ist ein skurriler und stürmischer Versuch, mit Absurditäten in der Politik klarzukommen. Die sechs Songs der neuen Platte mit einer Laufzeit von 20 Minuten sind im Green Door Room in Glasgow aufgenommen worden, einem linken Zentrum für unabhängige Kunst.

Mush: Induction Party (Memphis Industries)