Deliluh: Oath Of Intent

Düsterer Spaß

Die kanadische Band Deliluh albert am liebsten mit ihren Gitarren herum.

Wie eine Mischung aus The Fall, den frühen Sonic Youth und der Indus­trialband Chrome klingen Deliluh – spartanisch, roh, dröhnend und gitarrenlastig. Nie von Deliluh gehört? Das ist nicht verwunderlich, denn die Band aus Toronto ist ein­ ­regelrechter Geheimtipp, 2018 erschien ihr erstes Album »Day Catcher«, Anfang Mai die EP »Oath Of Intent«, ihre Europa-Tournee haben sie gerade erst absolviert.

Wer denkt, der Name Deliluh habe eine tiefere Bedeutung, der irrt. Frontmann Kyle Knapp erklärt im Gespräch mit der Jungle World, ihm habe einfach der Klang des Namens gefallen, als er die Band vor ein paar Jahren gründete. Selbst der Gitarrist Julius Pedersen dachte eine Zeit lang, Deliluh sei der Name einer Blume.

Nach hübschen Blumen klingt die Musik von Deliluh wiederum nicht. Düster und unheimlich sind die fünf Stücke, der Aufmacher »Oath Of Intent« ein instrumentales, sphärisches Lied, wird abgelöst von dem klassischen Post-Punk-Knaller »Freeloader Feast«. »Factory Line« (das einen beim Hören denken lässt, dass es tatsächlich im Jahr 1979 aufgenommen wurde) und der letzte Song »Salford« dauern beide mehr als sechs Minuten, was ziemlich mutig ist, die relativ abstrakten Soundideen über einen so langen Zeitraum zu entfalten. Man hört den Ambient-Einfluss heraus, denn Knapp erzählt auch, dass im Tourvan neben Country eben vor allem Ambient gehört wird, der sich bei Deliluh in einen kalten Sog verwandelt.

»Day Catcher« besaß noch einen viel deutlicheren Indie-Charakter, alles in allem war das Album rockiger als sein Nachfolger. Eine expli­zite Entscheidung der Band war das nicht, eher den Umständen geschuldet. »Day Catcher« wurde im Heimstudio aufgenommen, mit wechselnden Mitgliedern und über einen langen Zeitraum, während Deliluh »Oath Of Intent« innerhalb von nur zwei Tagen in einem Veteranenheim einspielten. Die Absicht der EP, um auf ihren Titel (deutsch: »Eid der Absicht«) anzusprechen, war es Knapp zufolge, eine Kassette zu haben, die man auf Tour verkaufen könne. Herausgekommen ist eine weitaus konzentriertere Platte als das Debüt, wenn auch, wie Knapp betont, kein Zeugnis der generellen Richtung der Band, sondern eben ein Dokument ihres derzeitigen Zustands.

Die in der derzeitigen Pop­musik eher vernachlässigte Gitarre ist für die Band ein hervorragendes Instrument, um neue Sounds auszuprobieren. »Sie überrascht uns immer ­wieder, wenn wir nur mit ihr herumalbern«, sagt Knapp. Dass sie unterschied­liche Instrumente benutzen, ist ihnen wichtig, aber am meisten haben sie eben Spaß an der Gitarre und erwarten nicht, ihn naher Zukunft von ihr genervt zu sein oder sich durch sie eingeschränkt zu ­fühlen.

Deliluh: Oath Of Intent (Tin Angel Records)