Die »TWÄ«-Methode wird's richten

Homestory #30

Die Welt muss besser werden, die Jungle World auch.

Alles muss noch besser werden. Das gilt nicht nur für die Welt an sich, sondern auch für Ihre Jungle World. Deshalb wurde nach längerer Pause in der vergangenen Woche die unregelmäßig stattfindende Konferenz zur kontinuierlichen Produktverbesserung (KPV) abgehalten. Eingeladen hatte unsere Geschäftsführung, die pünkt­liches Erscheinen angemahnt und für das Meeting eigens einen Moderator gebucht hatte. Keinen dieser McKinsey-Fritzen mit sinn­losem BWL-Studium und unfassbaren Honorarsätzen, sondern jemanden, der vom Fach ist – ein Mitherausgeber und ehemaliger Thema-Redakteur. Leider ließ der charmante Berater seinen jungen Hund zu Hause. Schade, der italienische Trüffelhund hätte so gut ins Setting gepasst. So mussten dann eine Lieferung Pizzen und die überall herumstehenden Aloe-Vera-Pflanzen für die nötige Hipster-Start-up-Atmosphäre in den Redaktionsräumen sorgen. Immerhin rückte unser Fachmann mit professionellen Flipcharts und frischen Ideen an, unter anderem stellte er die neuartige »TWÄ«-Methode vor, mit der sich langweilige Titelblätter in geile Must-Have-Cover verwandeln lassen sollen. Wie TWÄ funktioniert, bleibt natürlich streng geheim.

Insgesamt ging es darum, die, wie der BWLer sagen würde, Innovationspipeline zu füllen. Vorschläge wie »mehr arbeiten«, »weniger arbeiten«, »früherer Arbeitsbeginn«, »späterer Feierabend«, »rotierende Redaktionsschlüsse« wurden als nicht wirklich innovativ eingeschätzt. Besser kamen verschiedene Vorschläge zur Pro­zess­optimierung an, darunter die eher klassischen Lösungsvorschläge wie langfristige Planung von Themen, verbindliche Terminabsprachen und Klärung von Durchführungsverantwortung. Ganze fünf Stunden zog sich das Treffen hin. Jeder, der mal in einer WG ­gewohnt und an einem Plenum teilgenommen hat, weiß, wie kräftezehrend das sein kann. An wen nicht alles gedacht werden muss!

Denn die Redaktion besteht nicht nur aus denen, die in den Ressorts arbeiten, sondern auch aus den Kollegen und Kolleginnen im Verlag, im Lektorat und im Layout. Aber hey, wir vertreiben hier ja auch keine ayurvedische Zimt-Limettenlimonade mit CO2-Zertifikat oder irgendwelchen Hipster-Bedarf, sondern sind eine linke Zeitung. Also wurde es erst dann richtig interessant, als es um das politische Profil der Jungle World ging. Wie viel Kritik, wie viel Pluralismus verträgt unser Blatt? Nach längerer Debatte einigte man sich auf das, was nicht geht. Ein Redakteur brachte Farbe ins Spiel und zitierte einen französischen Zungenbrecher: »Tout ce qui bouge n’est pas rouge, mais bouge quand même.« Was unterm Strich heißt: »Nicht alles, was sich bewegt, ist links.«