ונגל‘ג - Die preisgekrönte Reportage

Kauft keine Jaffa-Kekse!

BDS-Anhänger klagen an.
Kolumne Von

Jürgen B., 49, ist stocksauer: »Da stecken doch bestimmt wieder die Zionisten dahinter!« Schon zwei Mal wurde der studierte Völkerwirt wegen nicht bezahlter Rundfunkgebühren abgemahnt. »Dabei hatte ich denen sofort gekündigt, als die in einer Arte-Reportage über die Verbrechen Israels so getan haben, als gäbe es Israel wirklich! Dabei ist Israel eine GmbH.« Für B. ist das Mahnschreiben nur ein weiteres Beispiel für die zahllosen Repressionen, denen er ausgesetzt ist, seit der Bundestag dieses Jahr die Initiative »Warum BDS eventuell nicht komplett super ist« auf den Weg gebracht hat. »Seither haben die Zionisten freie Hand. Erst gestern hat meine Zahnärztin erklärt, dass meine Zahnfleischbehandlung zuzahlungspflichtig ist. Hä? Dann ist mir aufgefallen, dass sie einen ­zionistischen Nachnamen trägt. Wo soll das enden?«

Die Organisation BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen), die zum wirtschaftlichen und kulturellen Boykott Israels aufruft, wurde bereits von deutschen Behörden als »irgendwie wohl nicht ganz knusper« eingestuft. B., der lange Jahre Redakteur einer bundesweit erscheinenden linken Tageszeitung und Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Megaphonindustrie war, sieht darin den Versuch, ihn und die Organisation mundtot zu machen. »Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin kein BDS-Anhänger«, sagt er konziliant. »Ich stimme lediglich den Zielen und Aussagen von BDS zu. Und ja, neulich habe ich eine Packung Jaffa-Kekse öffentlich verbrannt. Aber ich finde es unglaublich, dass der Bundestag von einer kleinen, extrem einflussreichen und profitorientierten Gruppe gezwungen wurde, Anti-BDS-Gesetze zu unterschreiben. Mit Blut, bei vorgehaltener Waffe!« B. posiert gerade vor einer riesigen Plakatwand mit der Aufschrift »Free Palestine«, bezahlt von der Linkspartei NRW. »Das darf ich zwar noch, trotz der Zwangsgesetze aus Berlin! Aber wie lange noch? Sie sollten mal die Blicke der Leute sehen – als sei ich verrückt! Kann ich was dafür, dass mir Drogen ins Trinkwasser gemischt werden?« B. und seine Freunde werden sich nicht den Mund verbieten lassen: »Ich werde auch weiterhin unbequeme Positionen vertreten, die mir jeder beliebige Stammtisch sofort unterschreiben würde. Wir Außenseiter sind in der Mehrheit!«