Homestory #38-39

Was wäre, wenn … Was wäre, wenn es dieses miese Virus nicht gäbe? Was wäre, wenn sich Ihre Lieblingszeitung wie geplant auf ihre alljährliche Auslandsreise begeben hätte? Wie sähe die Ausgabe aus, die Sie dann in den Händen hielten? Vielleicht hätten Sie auch dann eine Reportage aus Berlin lesen können – aber nicht aus der Stadt, sondern aus dem Club. Ein beliebter und berüchtigter Club am Ufer des Chicago River trägt nämlich den Namen Berlin. Er sei »the preferred hideout of local weirdos since the 80s«, heißt es im Internet. Denn wie schon in den zwanziger Jahren gilt Berlin auch seit den Achtzigern wieder als Epizentrum nächtlichen Treibens. Was liegt da näher, als einen Club so zu benennen?

Auch wenn wir die reiche Partyszene hier direkt vor der Nase haben, ging die ­Redaktion auf ihren Auslandsreisen immer wieder auch der Frage nach, wo es sich sonst noch gut feiern lässt. Ob in einem griechischen Autobahntunnel, auf einer Dachterrasse in Tirana, am Strand von Tel Aviv, bei privaten Poolpartys oder in den Katakomben ­eines Fußballstadions in Tiflis. Wir haben keine Mühe gescheut, schlaflose Nächte in Kauf genommen, sind zu Konzerten getrampt und haben christlich dekorierte Darkrooms erkundet, um Ihnen, verehrten Leserinnen und Lesern, stets auch das Nachtleben der von uns bereisten Länder vorzustellen. Auf Nachfrage möchten sich die Kolleginnen und Kollegen allerdings nicht mehr zu den Details äußern. Das hat vermutlich gute Gründe …

In diesem Jahr müssen wir leider zu Hause bleiben, aber das Nachtleben geht auch in der Pandemie mit einigen Auflagen weiter. Gefeiert wird auf Booten und Schiffen, in Parks und Gärten oder per Livestream im Wohnzimmer. In einigen Ländern bedeutet die Schließung von Clubs aber auch, dass Freiräume verschwinden. Ob das Feiern ohne Clubs subversiv ist und ob beziehungsweise wie sehr der Spaß darunter leidet, erfahren Sie in dieser Ausgabe. Wie es um den Hedonismus in Zeiten der Pandemie steht, wollen wir ­sogar live diskutieren.

Wir haben Marie von der Heydt (Senats­verwaltung für Kultur), Bernadette La Hengst (Musikerin), Eli (About-Blank-Kollektiv) und Tobias Rapp (Musikjournalist und Autor) am 24. September in den berühmten Garten des »About Blank« ein­geladen. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion gibt es ­laute Musik und kalte Getränke. Die Tickets sind für fünf Euro an der Abendkasse erhältlich. Kommen sie doch auch vorbei.