Homestory

Homestory #24

Wer das hier liest, hat es vielleicht selbst mitbekommen: Vor zwei Wochen hatte die Jungle World teilweise mit Lieferproblemen zu kämpfen. Erst am Freitag, bei einigen sogar erst am Samstag, kam die Zeitung ins Haus geflattert. Zugegeben: Kurz vor Redaktionsschluss kann es manchmal schon ein wenig eng werden bei uns. Das Layout-Team ist schwer am Bilder Auswählen und Zeilen Flattern, und wenn dann noch in Russland ein Aktivist verknastet wird oder eine Regierungsbildung am anderen Ende der Welt auf überraschende Hindernisse stößt, kann das unsere Redakteure auf den letzten Metern der Zeitungsproduktion gelegentlich ins Schwitzen bringen. Doch bislang haben wir es noch immer irgendwie hingekriegt, pünktlich eine fertige Zeitung bei der Druckerei abzuliefern, so auch vor zwei Wochen. Der Schuldige war dann auch außerhalb unserer Redaktionsräume zu finden – die Post hatte sich diesmal ein wenig Zeit gelassen. Womöglich hat es an Fronleichnam gelegen, der auf den Donnerstag jener Woche fiel, auch wenn das in Berlin kein Feiertag war – die Wege der Deutschen Post sind unergründlich.

Pünktlich wie immer war allerdings unsere Online-Ausgabe. Was vor noch vor nicht allzu langer Zeit als Triumph der Technologie galt, ist inzwischen Routine geworden – Internet geht immer, und meistens auch schnell und zuverlässig. Auch die Produktion der Jungle World ist seit Beginn der Pandemie weitgehend in die Cloud verlegt worden. Ohne Probleme – fast ohne Probleme – bewegen wir jeden Tag große Mengen Texte und Nachrichten über die Datenautobahn. Inzwischen ist man dermaßen daran gewöhnt, sein ganzes Leben am Computer zu organisieren, dass einem das alles kaum noch erstaunlich vorkommt. Erstaunlich ist vielmehr der Moment, wenn man Donnerstag in den Briefkasten guckt oder im Kiosk vorbeischaut und dort tatsächlich eine gedruckte Ausgabe der Jungle World liegt. Die Überschrift, an der man vor ein paar Tagen noch am Laptop gefeilt hat, steht dort plötzlich gedruckt auf Papier, ausgespuckt von irgendeiner Maschine, und anschließend von Menschen, die man nicht kennt und nie kennenlernen wird, in Lieferwagen gepackt und durchs ganze Land gefahren, erst in Verteilerzentren, und dann bis nach Hause zu den Abonnentinnen und Abonnenten. Ein Wunder eigentlich – Facebook und Youtube wirken dagegen trivial, geradezu gewöhnlich. Nur hoffen wir, dass die Deutsche Post in Zukunft wieder ein wenig zuverlässiger wird bei ihrem wöchentlich vollbrachten Wunder.