Beim Emanzipatorischen Verhütungskollektiv Leipzig probieren Männer Hodenringe aus

Die Herren der Ringe

Die Männer vom Emanzipatorischen Verhütungskollektiv in Leipzig entwickeln die Verhütungsmethode der sanften thermischen Hoden­erwärmung weiter. Sie wollen damit die männliche Verantwortung für Verhütung stärken.

Die zähflüssige Silikonmischung läuft nur langsam in den Messbecher. Um einen Tisch herum, auf dem Spritzen, ­Lebensmittelfarben, Glitzer und eine merkwürdige Unterhose liegen, sitzen Nisse, Simon und Lukas. »Jetzt den Befund zu haben, der mir meine Unfruchtbarkeit diagnostiziert, ist schön«, sagt Lukas. »Es gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, dass ich das mit einem Spermiogramm kontrollieren kann.« Er zeigt seinen Befund vom Urologen, der belegt, dass seine Spermienproduktion eingeschränkt ist und nahezu alle seiner Spermien unbeweglich sind. Die anderen gratulieren ihm.

Lukas ist noch relativ neu im Emanzipatorischen Verhütungskollektiv in Leipzig. Die Gruppe von Männern hat sich 2021 zusammengefunden, um gemeinsam die Verhütungsmethode der sanften thermischen Hodenerwärmung zu praktizieren, sich über ihre Erfahrungen damit auszutauschen und die Hilfsmittel wie den Hodenring ­weiterzuentwickeln. Damit wollen sie der ungleichen Verteilung der Verantwortung zwischen Männern und Frauen beim Thema Verhütung entgegenwirken.

Die Formen zum Gießen der Verhütungsringe hat die Gruppe mit einem 3D-Drucker hergestellt.

»Für die Verhütungsmethode der sanften thermischen Hodenerwärmung werden diese Silikonringe verwendet, die wir hier gießen«, erklärt Lukas mit einem grünen Ring zwischen den Fingern, der etwas kleiner ist als seine Handfläche. »Der Mann zieht den Ring über den Penis, drückt die Hoden in die Leistenkanäle im Körperinneren und zieht dann den leeren Hodensack durch den Ring, um den Hoden dauerhaft hochzuhalten.« Da die Temperatur im Körper ein bis zwei Grad höher ist als im Hodensack, wird bei einer täglichen Anwendung von circa 15 Stunden über mindestens drei Monate hinweg eine deutlich geringeren Anzahl an Spermien produziert; die verbleibenden sind zudem weniger beweglich.

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