Homestory

Homestory #42

Keine Zeit für Entschleunigung. Die Ereignisse überstürzen sich. Man kommt kaum mehr hinterher. Das gilt insbesondere für den Aufstand im Iran. Am Dienstag berichtete die britische Tageszeitung Guardian von der Tötung einer weiteren iranischen Schülerin durch die Ordnungskräfte der Islamischen Republik. Die 16jährige Asra Panahi habe sich nach Angaben einer iranischen Lehrervereinigung bei einer Razzia in ihrer Schule in Ardabil geweigert, eine Hymne auf den »Obersten Führer« Khamenei anzustimmen, sei von den Ordnungskräften geschlagen worden und am Freitag voriger Woche im Krankenhaus gestorben. Nachrichten von ihrem Tod hätten am Wochenende weitere Schülerinnen im ganzen Land dazu gebracht, sich den Protesten anzuschließen und neue zu organisieren. In der vergangenen Woche zeigten Videos Klassenzimmer voller Schülerinnen, die ihre Hijabs in der Luft schwenkten, Bilder von iranischen Ayatollahs abrissen und Slogans gegen das Regime ­riefen. Das Regime antwortete auf die Proteste in den Schulen mit Razzien, Tränengas und der Verhaftung von immer mehr Schüle­rinnen. Mehr als 200 Menschen wurden bislang Opfer der tödlichen Repression.

Indessen hat die unverbrüchliche Freundschaft zwischen den Machthabern der Islamischen Republik Iran und denen der Russischen Föderation zum Einsatz iranischer Drohnen namens ­Shahed-2, in Russland umbenannt in Geran-2, zwecks Zerlegung der ukrainischen Infrastruktur geführt; am Dienstag war die Rede von 30 Prozent der ukrainischen Kraftwerke, die in der jüngsten Welle russischer Angriffe zerstört worden seien – die ukrainische ­Bevölkerung erwartet ein harter, kalter Winter. In Russland selbst wachsen die Spannungen innerhalb der Armeeeinheiten. Am Samstag wurden nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums auf einem Truppenübungsplatz in der südwestlich gele­genen Region Belgorod, nahe der ukrainischen Grenze, mindestens elf Soldaten erschossen und 15 verwundet; zwei Freiwillige hatten demnach die Massenschießerei begonnen.

Soweit einige der erbaulichen Nachrichten aus der Welt, die immer mehr einem Dschungel ähnelt. Aber die Redakteure und Redakteurinnen der Jungle World halten auch in diesem Dickicht für Sie die Augen offen.