Die Leiter des Verlags Ca Ira über dessen schwierige wirtschaftliche Lage

»Man wird uns noch eine Weile an der Backe haben«

Die Verlagsbranche leidet unter gestiegenen Papier- und Energiekosten. Erschwerend kam für rund 70 linke Kleinverlage im vergangenen November die Insolvenz der Sozialistischen Verlagsauslieferung (Sova) hinzu, die die Auslieferungen übernommen hatte (Jungle World 3/2023). Unter dieser Insolvenz leidet unter anderem der 1985 in Freiburg gegründete Verlag Ça ira. In einem Rundschreiben bat der Verlag Ende Januar um Hilfe. Die Insolvenz der Sova bedeute für den Verlag einen Verlust von 12 000 Euro. Die Jungle World unterhielt sich mit den Geschäftsführern Philip Zahner und David Hellbrück per Mail.
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Wie waren die Reaktionen auf eure Posts und Rundbriefe?

Wir sind sehr dankbar für die breite Unterstützung, die wir bislang erfahren haben. Neben der Solidarität und der Hilfe, die uns zuteil wurde, durften die obligatorischen Freudenschreie aus der bolschewistischen Gruft und das von neidbeißerischer Häme geprägte Gezwitscher einer eher postmodern gestimmten Linken natürlich nicht fehlen.

Hat sich eure finanzielle Situation schon gebessert?

Die zahlreichen Buchbestellungen über unseren Webshop und die eingehenden Spenden und Mitgliedschaftsanträge tragen erheblich dazu bei, dass wir aus dem Gröbsten schon bald wieder heraus sein dürften. Wir fürchten also, dass die Genannten uns wohl noch eine Weile an der Backe haben werden.

Klaus Bittermann fordert in der vorletzten Ausgabe der Jungle World eine staatliche Unterstützung, um die Vielfalt der Verlage zu erhalten. Wäre das etwas, das ihr euch vorstellen könntet?

Das hängt sehr davon ab, wie eine solche Unterstützung konkret aussehen und an welche Bedingungen sie wiederum geknüpft wäre. Wenngleich die Aussicht auf Staatsgelder auf den ersten Blick sympathisch erscheinen mag, sollte man nicht vergessen, dass das Angebot, das man nicht ablehnen kann, selten ohne Gegenleistung gewährt wird.

Was meint ihr damit?

Es ist alles andere als ein Zufall, dass linke Publikationen, nach ­einem Wort von Joachim Bruhn, immer öfter daherkommen »wie die untertänigste Bitte um Verbeamtung«. Es ist außerdem hinlänglich bekannt, weshalb die deutsche Ideologie kaum irgendwo so sehr floriert wie im Kulturbetrieb, der traditionellerweise am Tropf des Staats hängt und – wenn auch gar nicht mal nur aus Zwang, sondern in vorauseilendem Gehorsam – seine eigene Gleichschaltung besorgt. Wir würden jedenfalls nicht unbedingt ruhiger schlafen, wenn wir wüssten, dass unser Verlagsprogramm in Zukunft ausgerechnet von der Gunst von Claudia Roth abhängig sein sollte, die uns zum Zwecke der »Bibliodiversität« und zur Bereicherung des publizistischen Kuriosi­tätenkabinetts einstweilig noch ein Gnadenbrot gewährt.

Wie kann man euch unterstützen?

Wer die Zukunft unserer verlegerischen Arbeit langfristig sichern und uns nachhaltig unterstützen möchte, sollte – neben den augenblicklich und kurzfristig sehr wichtigen Spenden und natürlich Bücherkäufen – über den Abschluss einer Mitgliedschaft, die zugleich eine Art Bücherabonnement mit zahlreichen Vergünsti­gungen und Annehmlichkeiten darstellt, nachdenken. Darüber hinaus ist der Sache der materialistischen Aufklärung und Kritik – die über das Verlagsgeschäft im engeren Sinne hinausgeht – natürlich immer geholfen, wenn unsere Bücher, etwa durch Vortragsveranstaltungen und Lesungen oder Interviews und Gespräche mit unseren Autoren, in die Diskussion gebracht werden. Und auch über sachdienliche Hinweise zur Erweiterung unseres Verlagsprogramms freuen wir uns selbstverständlich immer.