Der Jäger jagt wieder

"Buchheim ist ein Nazi gewesen, durch und durch - und er ist es noch heute", stellte der Redakteur der Zeitschrift Graswurzelrevolution, Reinhard Treu, in einem Offenen Brief an das Heidelberger Studentenmagazin Ruprecht fest. Der Kriegsschriftsteller Lothar-Günther Buchheim, "Erfolgsautor" (Bild), "Teufelskerl" (Bayrischer Rundfunk), "Blutsuppensäufer" (Süddeutsche Zeitung), fühlte sich beleidigt und erstattete Anzeige. Am 23. Juli durchsuchte der Staatsschutz die Arbeitsräume der Graswurzelrevolution in Heidelberg sowie die Privatwohnung Treus und beschlagnahmte die Unterlagen des Redakteurs. Treu hatte sich in seinem Offenen Brief, der auch in der Graswurzelrevolution unter dem Titel "Die Weltliteratur des faschistischen Mannes" erschien, mit Buchheims NS-Propagandaschrift "Jäger im Weltmeer" (1943) beschäftigt. Der ehemalige Kriegsberichter Buchheim, der den Zweiten Weltkrieg mal als Widerstandskämpfer, mal als Abenteuerurlauber erlebt haben will, erfüllte mit "Jäger im Weltmeer", das Hoffmann und Campe letztes Jahr wieder aufgelegt hat, seinen Propaganda-Auftrag, letzte militärische Reserven zu mobilisieren. "Toll", ruft der Autor aus, "da kommen wir doch noch zum Schuß!" Erstaunlich, daß sich Buchheim von Treu beleidigt fühlt, stellte er doch seinem Buch ein Motto von Ernst Jünger voran: "Die Pflicht ist selbstverständlich, aber das rechte Gewicht gibt erst das Herz, das freiwillig in die Waagschale geworfen wird."