Heerestag

"Dies war ein guter Tag für das Deutsche Heer", bilanzierte dessen Generalinspekteur Hartmut Bagger, als die Geisel-Darsteller auf dem Flughafen Mendig die deutsche Flagge schwenkten. Der "gute Tag" war der Höhepunkt von zehn guten Tagen gewesen, die ganz nach Baggers Geschmack verlaufen waren: Mit Hubschraubern und Tornado-Flugzeugen, Luftlandetruppen und Blendgranaten, "Wiesel"-Panzern und schwarzmaskierten Soldatenjungs. Mendig hieß "Atlantis" und Rotland für dieses eine Mal "Nord-West-Goldland". Unschuldige Bundesbürger von der Art, die nach geglückter Befreiung mit schwarz-rot-gelben Fahnen wedeln, waren von bösen Separatisten entführt worden.

Am Ende einer Operation, die zehn Tage dauerte und trotzdem "Schneller Adler" hieß, sollten sie das Licht des rheinland-pfälzischen Himmels wieder erblicken. Womit das "Kommando Spezialkräfte", dem der Ruhm für die Heldentat gebührt, zur deutschen Normalität geworden ist. Künftig wird dann nicht mehr lang gefackelt: Wo immer das Wehklagen eines Bundesbürgers zu vernehmen ist, fallen Minister Rühes Ninja-Turtles vom Himmel, Piff!, Paff!, Zack!, Aua!, Fahnenschwenken, egal ob's dem lokal zuständigen Potentaten paßt oder auch nicht. Wo Skeptiker zaudernd nach dem Völkerrecht fragen, antwortet Rühe cool: "Erfolgreiche Staatspraxis." Schon vergessen? Tirana, 14. März 1997.