Sicherheit III

Was muß passieren, damit die Bundesanwaltschaft ein Verfahren wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit gegen einen BND-Mann eröffnet? Spionage für die DDR? Nein, der Anfang September verhaftete Hans Helmuth Deller, so der Deckname eines BND-Referatsleiters, hat Informationen für den Bundesnachrichtendienst (BND) geliefert. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll er geheime Korrespondenz, die über seinen Dienstschreibtisch ging, an einen Freund weitergereicht haben. Dieser verkaufte das Material an den BND und dort landete es zur Auswertung wieder auf dem Schreibtisch von Deller. Durch dieses Informationsrecycling verdienten sich die beiden von 1992 bis 1996 222 000 Mark.

Deller und sein Freund hatten sich zwar eine besonders kuriose Methode des Zuverdienstes ausgesucht, sie sind aber beileibe keine Einzelfälle. So verkauften Kollegen auf eigene Rechnungen russisches Kriegsgerät an die USA, andere betätigten sich auf dem Berliner Schwarzmarkt, einer war vor allem damit beschäftigt, Autos zum Behördenrabatt ein- und gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Doch auf die von ihrem Job nicht ausgefüllten Geheimdienstler warten neue Aufgaben. Die Bundesregierung erwägt, den BND zur Beobachtung der Scientology im Ausland einzusetzen. Endlich wieder ein Feind?