Abendländische Beweisfotos

Sächsischer Landtag bietet Forum für rechte Paneuropäer

Für den 7. Oktober bittet Erich Iltgen (CDU), seines Zeichens Präsident des Sächsischen Landtags, zur Eröffnung der Ausstellung "Mitteleuropäische und mediterrane Kulturlandschaften Kroatiens" in das Bürgerfoyer des Landtags nach Dresden. Es verspricht eine wahrlich spannende Schau zu werden, zu der Iltgen zusammen mit "Paneuropäischen Club am Sächsischen Landtag", dem Zusammenschluß der zur "Paneuropa-Union" (PEU) gehörenden Abgeordneten, einladen. "Zahlreiche Fotografien" hat die "Paneuropa-Union Kroatien", deren Präsident Prof. Dr. Mislav Jezic« auch die Einführung übernehmen wird, zusammengetragen. Diese Exponate sollen zeigen, daß Kroatien "nicht eine wilde Provinz in den Schluchten des Balkans, sondern ein kostbarer unersetzlicher Schatz aus dem Kernbestand der mitteleuropäischen und nordmediterranen Kultur ist". Aber nicht nur diese Weisheit haben wir der PEU zu verdanken. Sie sei es auch gewesen, so der Einladungstext weiter, die den "Kampf Kroatiens gegen die großserbisch-kommunistische Aggression und um die Wiederherstellung seiner Unabhängigkeit" ebenso unterstützt habe, wie das "Bestreben des kroatischen Volkes, seinen Platz in dem zusammenwachsenden Europa wieder einzunehmen".

Die PEU erstrebe dabei vor allem "die Einigung ganz Europas als eine christliche, abendländische Wertegemeinschaft", wobei dies nur möglich sei durch die "freie Entwicklung aller Nationen, Völker und Volksgruppen" - sofern sie ins christlich, abendländische Bild passen. Die PEU entstand 1923 nach Eigenangaben "als erste europäische Einigungsbewegung", also zehn Jahre, bevor Deutschland begann, die bisher umfassendste Einigung Europas in Angriff zu nehmen.

Auf der Suche nach den ideologischen Grundlagen der PEU stößt man auf deren Gründer, Graf Richard N. Coudenhove-Kalergi. Seinen Ausführungen folgend, fällt es nicht schwer, die Komplexität von politischen Theorien zu begreifen: "Gegen Ende 1919 drehte ich wieder einmal an meinem Globus (...). Plötzlich fiel mir die gerade Linie auf, die das demokratische Europa von der Sowjetunion trennt und die jenseits des Mittelmeeres ihre Fortsetzung findet in der Grenzlinie zwischen Britisch-Afrika und den Kolonien der europäischen Kontinentalstaaten. Östlich dieser afrikanischen Grenzlinie dehnt sich das Britische Weltreich in einem riesigen Bogen um den Indischen Ozean aus, von Kapstadt bis Sydney". Ein wenig weitergeforscht bzw. -gedreht, kam der Graf auch gleich zum Abschluß des geographischen Moments seiner Theorie. Die Welt gliedere sich in fünf Großräume, die er als Britisches Reich, Russisches Reich, Mongolisches Reich, Pan-Amerika und Paneuropa erkannte, wobei "nur der fünfte dieser Großräume, Paneuropa, noch völlig desorganisiert" gewesen sei, aber eine "klare geographische Einheit, gestützt auf eine gemeinsame Kultur, Geschichte und Tradition" bilde. Daß die bestehende Staatsgrenzen dieser Großraumplanung im Weg stehen, versteht sich von selbst. Logisch, daß für den heutigen internationalen Präsidenten der PEU, Otto von Habsburg, "die Linie, die im Februar 1945 in Jalta durch Nichteuropäer quer durch unseren Erdteil gezogen wurde, keine gültige Grenze" ist. Daran anknüpfend formulierte der PEU-Vize Bernd Posselt, wie von Habsburg Mitglied im Europaparlament, nach dem Anschluß der DDR: "Jetzt geht es um nicht mehr und nicht weniger, als um den dritten Versuch in diesem Jahrhundert, Europa neu zu ordnen. Ein Fehlschlag wäre eine entsetzliche Katastrophe."

Eine solche Katastrophe kann und will selbstverständlich der Sächsische Landtag nicht mitverantworten und unterstützt das Anliegen der PEU tatkräftig. So wird der erste Vizepräsident des Sächsischen Landtags und Sächsischer Ausländerbeauftragte, Heiner Sandig, gemeinsam mit Volker Schimpff, dem Sprecher des "Paneuropäischen Clubs am Sächsischen Landtag", die Ausstellung eröffnen. Sprechen wird außerdem Hans-Christian Schneider aus dem Vorstand der DePfa-Immobilienmanagement AG. Die DePfa-Immobilien-Anlagen-GmbH, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Pfandbrief- und Hypothekenbank AG (Wiesbaden) und der Deutschen Immobilien Leasing GmbH (Düsseldorf), habe sich nicht nur in Sachsen und in Kroatien "am Wiederaufbau nach Kommunismus und Krieg" beteiligt, heißt es in der Einladung, sondern "ohne ihre Unterstützung wäre auch die Ausstellung nicht möglich gewesen".

Und nach erfolgreicher Ausstellungseröffnung werden sie gemeinsam einen gemütlichen Abend verbringen. Und vielleicht wird zu später Stunde nach Konsum einiger Gläser "Danziger Goldwasser" auch noch am Globus gedreht - denn Weltaufteilung will gelernt sein.