Boris Jelzin droht

Eine neue Runde im beliebten Spiel Boris Jelzin gegen alle steht an: Der russische Staatspräsident drohte am 3. Oktober dem russischen Parlament, der Duma, in einer Rundfunkansprache an die Nation indirekt mit der Auflösung. Jelzin beklagte, die Parlamentarier der Duma würden Reformen im Agrarbereich "bewußt hintertreiben", er bemängelte auch, daß seine, also des Präsidenten eigene, Gesetzesvorlagen immer abgelehnt würden; zudem werde von dort auch "unqualifiziert" in die Außenpolitik eingegriffen.

Auch die Nato bekam ihr Fett ab: Sollte sich diese mittelfristig nicht in eine "politische Organisation" verwandeln, könne Rußland gezwungen sein, einen neuen militärischen Ostblock zu gründen, ließ Boris I. am gleichen Tag in einem Interview mit einem französischen Fernsehsender verlauten. Im Vorfeld seiner Reise zum Gipfel des Europarats in Straßburg drohte Jelzin, nun erst richtig warm geworden, auch den USA: Europa müsse sich auf sich selbst besinnen, ein "Onkel" von anderswo werde nicht gebraucht. Doch die schlimmste Drohung stand noch aus. Eine dritte Amtszeit seiner Majestät im Jahre 2000, könne - entgegen bisherigen Beteuerungen - unter diesen Umständen nicht mehr ausgeschlossen werden.