Fußball-Redakteur der Tageszeitung Neues Deutschland

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Damals, als das Spiel ausgetragen wurde, war ich seit zwei Jahren Sportredakteur beim ND. Ich hatte an diesem Abend wohl Spätdienst, ich glaube, das Spiel fand an einem Samstag statt - damals erschien das ND auch sonntags - und war so gegen 22 Uhr zu Ende. Wir hatten es natürlich mit einigen Leuten am Fernseher verfolgt und nach dem Abpfiff nur noch wenig Zeit. "Was machen wir jetzt noch auf die Schnelle?" überlegten wir. Für die B-Ausgabe, das ist die auch heute noch etwas später als die überregionale A-Ausgabe erscheinende Auflage für Berlin, wollten wir natürlich noch einen Bericht über dieses Spiel machen. Wir haben dann den Trainer, Georg Buschner, schnell telefonisch befragt, ihm drei, vier Fragen gestellt und die dann mit dem vermischt, was er in einem Live-Interview mit dem DDR-Fernsehen gesagt hatte.

Natürlich war das eine große Sache, aber wir haben sie auch in den nächsten Tagen eigentlich nicht so sehr groß gefahren, wir haben also z.B. keine Leserbriefaktion daraus gemacht, denn die Ernüchterung folgte ja bald. Obwohl die DDR-Mannschaft zwischendrin sehr ordentlich gespielt hatte, belegte sie nach der Zwischenrunde nur den dritten Platz und war damit ausgeschieden. Natürlich hatten wir uns ein bißchen mehr erhofft, aber, objektiv betrachtet, war der erreichte sechste Platz eigentlich ein Riesenergebnis.

Die Spieler kannte ich damals noch nicht persönlich, das folgte erst, als ich Fußball-Redakteur wurde. Auch den Trainer nicht - das war jedoch nicht so ungewöhnlich, denn welcher Sportjournalist kann heute schon von sich behaupten, zum Beispiel Beckenbauer persönlich zu kennen?