ehemaliger Profi in der Bundesliga und Ex-Präsident des VDV, arbeitet jetzt als Journalist

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Ich war acht Jahre alt und habe die WM vor dem Fernseher verfolgt. Ein Nachbar hatte während dieser Zeit extra im Garten ein Zelt aufgebaut, dort trafen sich dann die Anwohner.

Nach der WM bin ich gleich in einen Verein eingetreten, in den FC Lorbach, zuvor hatte ich zwar auch schon Fußball gespielt, aber dann wollte ich in einen Club. Der Traum, Profi zu werden, war damals schon da, ein Wunsch, den wahrscheinlich viele kleine Jungs haben. Einen Beruf oder Arbeit hat man damit natürlich nicht verbunden.

Der Traum hat sich dann für mich leider nicht erfüllt. Ich spielte zwar mit Bodo Illgner in der Jugend-Nationalmannschaft, aber Perspektiven für eine Entwicklung boten sich mir nicht, mein Verein, die Offenbacher Kickers, stiegen von der Zweiten in die Amateur-Liga ab. Dann spielte ich mit 1860 in der Dritten Liga, und auch mit dem FSV Frankfurt - da habe ich schon sehr viele Illusionen verloren. Drei Jahre lang war ich nur die Nummer zwei, da verlor ich dann auch noch den Rest.

Als Torwart kann immer nur einer spielen, und auf der Bank kann man sich nicht empfehlen. Bei Werder Bremen, mit dem ich 1992 den Europapokal gewann, und beim MSV war das Thema dann schon erledigt, da hatte ich schon erkannt, was für ein harter Job das ist.

Meine schönste Zeit im Fußball hatte ich in der U-15, für die ich 10 Spiele bestritt. Dort war alles so wie im Fernsehen, inklusive der Nationalhymne.

Der Fußballsport hat sich natürlich sehr verändert, seit ich als junger Profi anfing. Es ist alles viel öffentlicher geworden, die Kicker sind Bestandteil des Showbusiness, es ist viel Geld unterwegs. Und es drängen sich Leute nach Verantwortung, obwohl sie nicht dazu prädestiniert sind, Wirtschaftsunternehmen, die die Vereine mittlerweile sind, zu führen.

Jürgen Sparwasser habe ich übrigens zur Vereinigung der Vertragsspieler, VDV, geholt. Ich hatte 1994 dort den Vorsitz übernommen, dem VDV ging es wirtschaftlich schlecht und Umstrukturierungen standen an. Da hatte ich die Idee, Sparwasser, der in der Vierten Liga irgendwo als Trainer tätig war, ein Angebot zu machen. Er willigte ein, seit Oktober ist er mein Nachfolger im Amt.

Trotz meiner Erfahrungen mit dem Profi-Fußball würde ich meinem Sohn jederzeit erlauben, diesen Weg einzuschlagen. Denn was ich in meiner Jugend durch den Sport erlebt habe, Kontakte zu knüpfen, in der Gruppe zurechtzukommen, in fremde Länder zu reisen, das sind wichtige Erfahrungen, die ich nicht missen möchte.