Das Wetter

Mit einem populären Vergleich wollte der Münchener Kardinal Friedrich Wetter der deutschen Gesellschaft eine alte Herzensangelegenheit nahebringen: Mit Recht sei das ganze Land über den Sexualmord an der kleinen Natalie Astner entsetzt gewesen. Man müsse aber fragen, wo das Entsetzen bleibe angesichts der Tatsache, daß "Jahr um Jahr Tausende und Abertausende kleine Natalies bereits im Schoß der Mutter getötet werden". Die geltende Abtreibungsregelung kritisierte Wetter in seiner Silvesterpredigt als "Produkt einer orientierungslos gewordenen Gesellschaft, die nicht mehr weiß, was der Mensch ist". Einige Tage zuvor hatte sich Familienministerin Claudia Nolte (CDU) bemüht, die rechte Orientierung vorzugeben: Die geltende Fristenregelung mit Beratungspflicht müsse überprüft werden, weil sie nicht zu weniger Abbrüchen geführt habe.