Union 2000

"Wir bewegen was" - das klingt schon irgendwie nach Tankstellenreklame. BP war es vermutlich, oder Texaco in den Achtzigern. Guter Service, stabile Preise, nettes Personal, durchgehend geöffnet. Das Bild stimmt fast, denn auf den Stelltafeln, die die Sicht im ganzen Stadtgebiet versperren, wird ebenfalls für einen großen deutschen Dienstleister geworben. "Wenn was nicht stimmt", heißt es nämlich weiter, "sprich Deine Polizei an..."

Da stimmt doch was nicht.

Plakatkampagnen, das haben wir bei der Telekom und Pro 7 gelernt, kündigen stets den Börsengang großer Unternehmen an. Innensenator Jörg Schönbohm, dem innovativen Sicherheitspolitiker, wäre das glatt zuzutrauen. Schließlich ist er der treueste Weggefährte von Manfred Kanther, den er neulich in der Berliner U-Bahn kennengelernt hat. Einen tollen Nachmittag hatten die beiden: "Jetzt räumen wir Berlin auf!" klopfte Schönbohm seinem neuen Freund auf die Schulter.

Daß der Schönbohm in Wirklichkeit mehr will, als nur Graffiti von den Wänden putzen, zeigte er in der vergangenen Woche, als er sich dazu überreden ließ, am 21. Februar zur Wahl als Stellvertretenden Landesvorsitzenden seiner Partei - das ist die CDU - anzutreten. Nicht schlecht für einen, der gerade erst zwei Jahre in der Stadt ist. Das freut auch den Arbeitskreis "Union 2000", der zwar so heißt wie eine Werbeagentur, aber eigentlich auch nur weniger Graffiti auf den Wänden sehen will.

Statt dessen gibt es eben mehr Werbetafeln. Das ist auch nicht schön. Aber wenn mit Ihnen mal wieder was nicht stimmt, können Sie ja mal mit der Polizei sprechen. Vielleicht bewegt sich ja was.

Und etwas bewegt sich tatsächlich. Auf dem typographisch überzeugend gestalteten Poster wackeln die Buchstaben von "nicht stimmt" so bedrohlich, daß man tatsächlich an das Böse auf dieser Welt - vor allem in Neukölln und so - glauben will.