Heil Ratte! Au, Dumpfbacke!

Am 3. März hat ein Pariser Zivilgericht den Antrag des Front-National-Unterführers und vermutlichen Le Pen-Nachfolgers Bruno Mégret und seiner Gattin Catherine abgelehnt, dem Cartoonisten Rénald Luzier ("Luz") und dem Verlag der linken Wochenzeitung Charlie Hebdo den Vertrieb der Comic-Sammlung "Les Mégret gèrent la ville" ("Die Mégrets führen die Stadt") zu untersagen (Jungle World, Nr. 10/98). Eine Schadenersatzforderung der Eheleute über 100 000 Francs wurde ebenfalls abgewiesen. Es sei "nicht die Rolle der Justiz, die Punkte in der politischen Auseinandersetzung zu zählen", sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer.

Luz hatte seine Comic-Serie in Charlie Hebdo begonnen, nachdem Catherine Mégret im Februar 1997 - als Strohfrau ihres Ehemannes, dem wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten eine Kandidatur durch die Justiz verboten wurde - zur Bürgermeisterin des südfranzösischen Vitrolles gewählt worden war und die Stadt seitdem nach den politischen Vorstellungen des Front National regiert. Luz greift in seinem Strip charakteristische Züge seiner beiden Vorbilder auf - die Kombination aus geringer Körpergröße und politischem Größenwahn bei Bruno, der Kleinen Ratte, und die Beschränktheit seiner Gattin, la Gourde, der Dumpfbacke, die sich die politischen Handlungen durch den Ehemann vorgeben läßt, und dabei, Dumpfbacke!, alles falsch oder gar nicht versteht, es im entscheidenden Moment also verpatzt - und verzerrt sie ins Reale. Ende Januar waren die bisher erschie- nenen Bildgeschichten auch als Album erschienen, worauf die Mégrets, die bis dahin nicht auf den Comic reagiert hatten, klagten. "Les Mégret gèrent la ville" ist aufklärerisch wie 100 Antifa-Seiten, auf jeden Fall lustiger, kostet 30 Francs, also keine zehn Mark, und ist bei Charlie Hebdo, 9 bis Rue Abel-Hovelacque, F-75013 Paris erhältlich. Achtung! Des Französischen Unkundige seien beruhigt, bei den Rechtsextremen in Frankreich spricht man natürlich auch die klare Sprache der Klassiker.