Loos jetzt

Als der österreichische Architekt Adolf Loos, einer der Pioniere der modernen Architektur, im August 1933 starb, existierte lediglich ein Testament aus dem Jahre 1922 von ihm. Darin machte er seine zweite Frau, Elsie Altmann, zur Alleinerbin, sie hatte ihm vorher versprechen müssen, sich um seinen Nachlaß zu kümmern. Nicht um den ganzen allerdings: Im Jahr 1924 war Loos von Wien nach Paris gezogen und hatte zwei Mitarbeiter damit beauftragt, sein Wiener Atelier aufzulösen und alle Arbeitsunterlagen zu vernichten. Die beiden nahmen das Material jedoch an sich, das schließlich von Loos' Mitarbeiter Ludwig Münz, der nach Großbritannien emigrieren mußte, mitgenommen wurde. Münz vermachte den Loos-Nachlaß seiner Frau, die vererbte es vier Neffen. 1966 boten sie ihn der österreichischen Graphischen Sammlung Albertina zum Kauf an. Zwei Jahre später kam der Kauf zustande, obwohl die mittlerweile in Argentinien lebende Loos-Erbin Altmann Einspruch dagegen erhoben hatte. Der österreichische Finanzprokurator lehnte den Einspruch ab, später wurde der Nachlaß unter Denkmalschutz gestellt, um eine Herausgabe an die Erbin zu erschweren.

1994 starb Elsie Altmann, ihre Tochter aus zweiter Ehe, Esther Maria Gonzales, war von ihr testamentarisch als Alleinerbin eingesetzt worden. Einen von der Albertina angebotenen Vergleich schlug sie aus - man wollte ihr zwei Millionen Schilling für den Nachlaß geben, der geschätzte 20 Millionen wert ist. Gonzales verklagte die Republik Österreich 1997 auf Herausgabe des Loos-Nachlasses, letzte Woche bestätigte das Wiener Landgericht ihre Ansprüche. Innerhalb von 14 Tagen muß die Albertina die unrechtmäßig erworbenen Teile des Loos-Archivs herausgeben, die Republik Österreich kündigte an, gegen das Urteil Einspruch erheben zu wollen.