Döner et circenses

Für seine zu nächtlicher Stunde auf Friedhöfen ausgetragenen Hundekämpfe ist Berlins größter Bezirk Neukölln bereits berühmt. Doch nun geraten die Politiker unter Druck: Das Volk verlangt mehr. Auf der Suche nach immer neuen, immer blutigeren Spektakeln ist Bezirksbürgermeister Bodo Manegold (Cäsaristisch-Demagogische Union) nun der rettende Gedanke gekommen: öffentliche Hinrichtungen auf dem Hermannplatz. Und damit nicht bald wieder die alte Langeweile einkehrt, will Manegold ein multikulturelles Element einführen: Exekutionen nach Landessitte der - durchwegs ausländischen - Delinquenten. Für die Dealer vom Hermannplatz wäre Manegold und der Scharia zufolge "Kopf kürzer angebracht". Bei geringeren Vergehen (Ehebruch, Alkoholgenuß) könnte die Bestrafung "bis hin zur körperlichen Züchtigung" gehen, schlug Manegold vor, der nach Ansicht seines Parteifreundes, des Bezirksverordnetenvorstehers Ewald Grabowski, "Klartext" sprach, "so wie es der Neuköllner auf der Straße tut". Eine Spontanumfrage der Jungle World unter Neuköllnern auf der Straße ergab weitere Vorschläge: Russen einen Finger abschneiden, Algerierinnen den Bauch aufschlitzen, Chinesen einen Nackenschuß verpassen, Afrikaner mit einem brennenden Autoreifen um den Bauch über die Karl-Marx-Straße treiben. Der Schleier der Langeweile hebt sich von Neukölln. "Danke, Herr Bürgermeister!" rief der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Fissenwert aus.