Bayerischer Euro-Nachtarock

Mit seiner zähneknirschenden Zustimmung zum Euro war Edmund Stoiber ein großes Wahlkampfthema abhanden gekommen. Wie sich weiter als Führer eines kleinen unbeugsamen Stammes darstellen, der sich dem Brüsseler Imperium widersetzt? Ersatz mußte her. Der bayerische Ministerpräsident suchte, fand und sprach: Klaus Kinkel sei zu lasch bei der Vertretung deutscher Interessen in Europa, zu diplomatisch. "Die Europapolitik hat im Auswärtigen Amt nichts mehr zu suchen", sagte Stoiber dem Focus. Statt dessen solle der Posten eines Europaminister geschaffen und von einem Innenpolitiker besetzt werden. Schließlich würden in Brüssel 50 bis 70 Prozent der deutschen innenpolitischen Entscheidungen getroffen.

Bis zur Landtagswahl im September wird Stoibers neuster Einfall allerdings die bayerischen Patrioten kaum bei Laune halten können. Vielleicht wird auch deshalb schon spekuliert, die CSU wolle die bayerische Wahl vorziehen, um einen größeren Abstand zur Bundestagswahl und zur Bundespolitik herzustellen.