Ran und raus!

Die Web-Seiten der Sat.1-Sendung "ran" informiert über alles, was man sowieso nicht wissen will

In der Fußballsendung "ran" gehen seltsame Dinge vor. Die Kommentatoren scheinen Probanden eines geheimen Drogenexperimentes zu sein, bei dem eine Substanz getestet wird, die Menschen zu intensivem Wohlgefühl und unglaublicher Begeisterung befähigt.

Mit derzeit mehr oder weniger problemlos zu erwerbenden ähnlich wirkenden Stoffen hat die Super-Droge allerdings nur wenig gemeinsam: Denn im Unterschied zu allen anderen bisher bekannten Substanzen erhöht sie proportional zur hervorgerufenen Euphorie gleichzeitig auch das Harmoniebedürfnis und die Drögheit. Das bedeutet: Der unter ihrem Einfluß stehende Mensch erledigt ohne Probleme seinen Job, dessen unbedingter Bestandteil es ist, kritische Fragen zu stellen, ohne wirklich kritisch zu fragen, und ist unglaublich begeistert davon.

Was bei den Sat.1-Fußballkommentatoren so gut wirkt, daß sie selbst über eine simple Freistoßentscheidung in orgiastische Verzückung geraten, das wird in nur wenigen Jahren bei Arbeitnehmern dazu führen, daß sie voller Begeisterung ihre scheißöden Jobs erledigen. Aber "ran" ist weit mehr als nur ein simpler Drogen-Feldversuch. "Ran" ist auch die Heimat der gleichnamigen Datenbank. Aus der bedienen sich die "ran"-Kommentatoren immer dann, wenn sie nicht mehr weiterwissen oder die Regie es ihnen sagt, und dann lernt der Zuschauer Sachen wie: Rhenania Würselen schaffte seit Beginn der Fußball-Aufzeichnungen noch nie, vor Ablauf der 9. Minute ein Tor zu schießen oder 73 Prozent aller Eckstöße von Wormatia Worms werden mit links getreten. Das will man meistens nicht unbedingt wissen, aber hin und wieder erfährt man doch Sachen, die die Fußballwelt besser verständlich machen, z.B. Tabellenplätze (Dortmund gewann in dieser Saison nur zwei Auswärtsspiele, daher steht der Verein auf dem 15. Platz). Während der Bundesligawochenende an solche Informationen zu kommen, ist relativ einfach, man braucht dazu nur den Sat.1-Videotext, der neben "wer schoß wann für wen ein Tor" die interessantesten "ran"-Datenbank-Details liefert. Meistens aber möchte man auch in der Woche Sachen wissen, einfach so, und da scheint das Internet die geeignetste Lösung zu sein. Denn dort ist auch die "ran"-Datenbank zu finden, wie auf Sat.1 immer wieder betont wird.

Die "ran"-Seiten sind zugemüllt mit Werbung, aber das unterscheidet sie nicht von den meisten anderen Web-Pages. Die wichtigsten Nachrichten des Tages sind dazwischen aufgelistet, illustriert mit Bildchen. Den sportinformationsdienst sid, von dem die Nachrichten übernommen wurden, kann man über die Seite auch direkt erreichen, und dort dann lesen, was gerade alles im Sport passiert. Das kann man in jedem Fernseh-Videotext auch, aber ohne Gebühren bezahlen zu müssen, dazu braucht man also nicht extra die "ran"-Datenbank anzuwählen. Deren Links zu den wichtigsten Sportarten beschränken sich zudem auf solche, die Sat.1 wichtig findet, Curling kommt beispielsweise in der "ran"-Welt einfach nicht vor.

Statt dessen kommt vor: Statistik. Hauptsächlich Fußball-Statistik, das sind Aufzählungen von Torschützen, Zuschauerzahlen, Tabellen und Gelben Karten. Aber Statistiken kann man auch prima über andere Sportarten führen, beispielsweise Formel 1. Auf der Autorennen-Seite gibt es die Sieger, die Kurse, die Termine, und nebenbei einige Artikel, die hauptsächlich von den Deutschen oder den vermeintlich deutschen Autos in der Formel 1 handeln. Das ist nicht besonders spannend, zumal die tollen Informationen, die in "ran" immer vorkommen, einfach nicht zu finden sind. Die "ran"-Webpage ist einfach nur langweilig, aber ernsthaft anderes hatte man ja eigentlich auch nicht erwartet.