Filme- macher und Drehbuchautor

Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

1974 war ich ein aktiver Fußballer und ein lausiger Schüler. Damals wohnte ich in Essen und spielte bei Fortuna Bredeney im Mittelfeld. An die Fußball-Weltmeisterschaft kann ich mich ganz gut erinnern, an das Spiel der BRD gegen die DDR allerdings nur ganz dunkel. Ich war damals erst zwölf Jahre alt, politisch habe ich mir daher nicht viel gedacht, die DDR war einfach ein anderer Staat, obwohl ich mütterlicherseits Verwandtschaft im Osten habe. Aber die haben wir nie gesehen, deswegen war sie für mich auch nicht präsent.

Zu dieser Zeit hatte ich gerade die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, damals gab es ein Gesetz, nach dem Kinder mit einem deutschen Elternteil auf Antrag in einem Schnellverfahren den deutschen Paß erhalten konnten - das Gesetz war nur wenige Jahre in Kraft, ich glaube, von 1972 bis 1974, später wurde es dann wieder zurückgenommen.

Viel mehr Eindruck als das DDR-BRD-Spiel machte damals die brasilianische Nationalmannschaft, denn die wohnte während der WM in einem Essener Hotel, das war für uns schon aufregend. Wir sind dann dort hingestiefelt und haben uns Autogramme von den Spielern besorgt, die sich auch Zeit für uns nahmen. Ich bekam sogar eins von Rivelino, dem Spieler, der bei dieser WM den legendären Freistoßtrick gemacht hatte: Ein Brasilianer drängelte sich in die gegnerische Mauer, ließ sich fallen und Rivelino schoß den Ball durch diese Lücke ins Tor.

Ich bin eigentlich kein Nationalmannschafts-Freak - auch wenn ich mir die Weltmeisterschaften immer ansehe -, sondern eher Lokalpatriot. Damals war ich schon Schalke-Fan, obwohl ich auch ein paarmal zu Spielen von Rot Weiß Essen gegangen bin, das ist ja eigentlich mit Schalke nicht kompatibel. Und heute ist Schalke immer noch mein Verein.

Das Tor von Sparwasser hat mich also damals nicht so beeindruckt, es gab einfach andere Dinge, die wichtig waren. Bud Spencer- und Terence Hill-Filme im Kino ansehen, zum Beispiel. Die liefen im Lux am Stern, einem Kino in Essen, das es heute nicht mehr gibt, und reingekommen sind wir dort immer, auch in Filme, die erst ab 16 freigegeben waren.