Angriffe auf Berliner Schüler in Brandenburg

Kein Ausflug ohne Ariernachweis

Sehr geehrte Nazis! Danke! Vertreter aus Politik und Gesellschaft, wie es in der Zeitung heißt, äußern sich betroff ... äh ... besorgt nach "offenbar fremdenfeindlich motivierten Angriffen auf Kreuzberger Schüler". Endlich herrscht Klarheit, was Ihr wollt: Ihr verprügelt also nicht alle ausländischen Ausländer, also keine dänischen Zahnärzte oder Schweizer Bankiers, dafür aber fremde deutsche Ausländer. Oder heißt es: ausländische deutsche Türken? Oder fremde Kreuzberger Deutsche? Egal, wir haben verstanden: Wer künftig in Brandenburg zeltet, muß also vorher einen Ariernachweis erbringen. Oder man sieht aus wie die Ausländerin Pamela Anderson. Bei Euch im Oberstübchen, falls vorhanden, herrscht also nicht nur AusländerInnenfeindlichkeit, Afrodeutschenfeindlichkeit und Juden- und Jüdinnenfeindichkeit, sondern auch KreuzbergerInnenfeindlichkeit.

Wir haben da noch ein paar Vorschläge. Es müssen wieder Intershops her, mit Original-US-Ware: Spezialcreme zum Bleichen der Haut vor der Einreise, falls der Teint im Sommer zu südländisch wirkt. Lötkolben zum Straffen der Haare: Rasta-Look ist bei Großstädtern und Antifas hip, sieht aber für Brandenburger zu afro aus. Pinzetten zum Zupfen der typisch anatolisch-buschigen Augenbrauen. In schweren Fällen fremdländischen Aussehens könnten an den Ausfallstraßen Berlins in eure nationale Zone ambulante OPs eingerichtet werden: Selbst eine ausländische palästinensisch-israelische Hakennase läßt sich schnell zu einer deutschen Stupsnase operieren. Und falls eine Westberliner Schulklasse nach Königs-Wusterhausen reist, heißt es ab sofort: Wasserperoxid zwangsweise für die Mädchen und Helmpflicht für die Jungen.

Das Potsdamer Schulministerium sagt beruhigend, es gebe auch Jugendliche, die tagtäglich von Berlin nach Brandenburg führen und "positive Erfahrungen" machten. Wer hätte das gedacht? Man darf auch nicht vergessen, daß die Deutschen nicht alle Häuser anstecken, wo Türken wohnen, einige lassen sie stehen. "Allerdings", meint Stefan Woll, der Sprecher der Behörde, nähmen die Fälle von "Gewalt unter Jugendlichen" tatsächlich zu. Allerdings ist das ein ganz anderes Thema. Allerdings nehmen auch die Fälle von Scheckbetrug und alles mögliche sonst zu oder ab.

Es sei die Gefahr vorhanden, vermutet man in Potsdam, "daß sich diese Einzelfälle zu einer Tendenz verdichten". Davon kann auch der Verteidigungsminister ein Lied singen. Volker Rühe könnte jetzt die Gelegenheit nutzen, uns das ramponierte Ansehen seiner Armee von Einzelfällen wieder aufzupolieren: Wenn Berliner Schüler in Brandenburg baden, Sehenswürdigkeiten besichtigen oder nur wandern wollen, ist die Bundeswehr vorher schon vor Ort und stapelt Sandsäcke, damit die Naziflut eingedämmt wird.

Übrigens, sehr geehrte Nazis! Die Fraktionen im Brandenburger Landtag wollten gemeinsam etwas erklären - daß man Euch bekämpfen müsse. Die CDU weigert sich zu unterschreiben. Grund: Der Linksextremismus werde nicht erwähnt, "obwohl er", wie der Fraktionschef Wolfgang Hackel faselte, "ein Problem darstellt". Wenn die Brandenburger auf die Idee kämen, ein paar Neger totzuschlagen oder Juden in Waggons zu stecken, würde, ja könnte die CDU nicht protestieren. Denn der Linksextremismus wurde wieder nicht erwähnt, obwohl er bekanntlich ein Problem darstellt. Also, Nazi: Prügeln, prügeln, prügeln, und nicht an die Tourismus-Industrie Brandenburgs denken. Hochverachtungsvoll, Euer

P.S.: Seid Ihr eigentlich auch bayerInnenfeindlich?