Abenteuer Enterprise

Aufbruch in ungewisse Welten: Existenzgründer-Magazine kommen und gehen

Als Existenzgründer - der man heutzutage ja bereits ist, wenn man sich mit einem Würstchengrill an die Straße stellt - darf man sich über mangelnde Repräsentanz in den Medien nicht beklagen.

Nein, man wird im Gegenteil zugeschmissen mit Publikationen, die das Rolemodel des Existenzgründers als upcoming species propagieren: als einzige Lebensform, die sich im darwinistischen Ringen um den Platz an der Heizung langfristig Chancen ausrechnen darf. Daß Deutschland auf dem Felde der Existenzgründungen im internationalen Vergleich hinterherhinke, wird schon seit längerem beklagt. Nur gab es bis vor wenigen Jahren noch kein passendes Identifikationsangebot, das jungen Menschen suggerierte, es sei schon okay, wenn sie ihre Zeit statt saufend und flirtend in Clubs und Discos lieber mit Tabellenkalkulationen am Computer und mit der Lektüre von Wirtschaftszeitschriften verbrächten. Wer auf das große Geld spekulierte, mußte in Kauf nehmen, unter Altersgenossen als sozialgestörter Karrierist zu gelten. Mit der Verschiebung der volkswirtschaftlichen Daten in Richtung "beschissen" hat sich auch das geändert. Inzwischen hat die FDP-Ideologie, daß jeder sich am eigenen Schopfe aus der gesamtwirtschaftlichen Misere zu ziehen habe, allerlei jugendkulturellen Tand angesammelt, die sie weniger spröde erscheinen läßt. Vollspackos wie der heute 22jährige Holding-Chef Lars Windhorst, der sich mit elf Jahren entschloß, Unternehmer zu werden, und seitdem mehrfach haarscharf an der Pleite entlanggeschlittert ist, wurden Galionsfiguren einer Spezies, die neben dem Löwenanteil vom ökonomischen Kuchen nun auch eine Hegemonie im Raum der Lebensstile beansprucht: der smarte Macher der Neunziger als Wiedergänger des Poppers und des Yuppies trat auf den Plan. Das letzte Jahr erlebte neben einem Rekord an Job-, Börsen, Existenzgründungsmessen und -initiativen die Neugründung der Magazine Bizz aus dem Hause Capital und Econy aus dem Hause Manager-Magazin, die gemeinsam diesen neuen Typus hofierten. Bizz ist sofort wieder vom Markt verschwunden, Econy verfolgt das Programm einer neuen und coolen Business-Ästhetik ambitioniert und wäre nach zwei Ausgaben deshalb beinahe eingestellt worden, erscheint jetzt aber doch weiter.

Angesichts der neuen Konkurrenz mußte sich auch das Hausblatt für "Studenten, Absolventen und Young Professionals", der Handelsblatt-Ableger Junge Karriere etwas einfallen lassen. Unter der Headline "Abenteuer Enterprise" ist der Redaktion so ein Heft gelungen, das aufs trefflichste, wenn auch Jahre hintendran, den verbissenen Willen zur Hipness demonstriert, "denn die Abenteuer der Enterprise", belehren uns die Kollegen, "haben viel zu tun mit unserem Titelthema Unternehmensgründung, dem Aufbruch in ungewisse Welten, mal Sieg mal Niederlage, mal trifft die Enterprise in fernen Galaxien auf Freunde, mal auf Feinde - spannend jedenfalls ist es immer." Die alarmierende Metabotschaft lautet aber: Kampfstern Windhorst dockt an! Alle Mann in die Rettungskapseln und Kurs auf ein möglichst fernes Sonnensystem! Möglichst eins mit einer roten Sonne im Zentrum.