Kriegsfilmparodie "Small Soldiers"

Dantes göttliche Komödie

Gil Mars (Denis Leary), Manager des Spielzeuggiganten Globotech, hat eine tolle Idee: Die neueste Generation seiner Actionfiguren soll nicht nur in der Werbung sprechen, rennen und schießen können, sondern auch im Kinderzimmer der lieben Kleinen.

Der Erfinder Larry Benson (Jay Mohr) ist ebenfalls begeistert und baut sowohl in die von ihm entworfene Truppe der Commando Elite als auch in die seines Kollegen David Cross (Irwin Wayfair) erdachten Gorgonites einen lernfähigen Mikroprozessor-Chip ein, der einst für die Armee konzipiert wurde.

Ganz anders aber als die liebenswerte Spielzeugversammlung in Disneys "Toystory", die noch vor dem bösen Nachbarsjungen in Angst und Schrecken erstarrte, sind die martialischen Experten der Commando Elite in der Spielberg-Produktion "Small Soldiers" furchtlose Kampfmaschinen. Ihr Anführer Major Chip Hazard, dessen physignomische Ähnlichkeit mit Arnold Schwarzenegger unverkennbar ist, versteht keinen Spaß, wenn jemand versucht, die Truppe an ihrem Auftrag zu hindern, der lautet: Alle Gorgonites auslöschen! Die Bestimmung der bunt zusammengewürfelten Gorgonites, für deren Aussehen u.a. Anleihen bei Frankenstein und Quasimodo gemacht wurden, klingt hingegen weit weniger heroisch: sich verstecken und verlieren. Darüber hinaus eifern die sympathischen Antihelden E.T. nach und möchten nichts lieber als zurück nach Hause. Wirklich unsympathisch und albern jedoch ist der männliche Spaß der Figuren-Designer an der Verstümmelung von einer Heerschar Gwendy-Dolls.

Unter der Regie von Joe Dante ("Gremlins") ist mit "Small Soldiers" eine kurzweilige Satire auf eine ganze Reihe von US-amerikanischen Kriegs- und Antikriegsfilmen entstanden. In ihrem ersten Auftritt exerzieren die computeranimierten Spielzeugfiguren Major Chip Hazard & Co. vor der - im Verhältnis riesig wirkenden - US-Flagge zu der Titelmelodie von "Patton" (1970). Für die ausgefeilten Schlachtpläne und den ausgesprochenen militaristischen Sprachduktus der Commando Elite wurde eigens der Marine-Veteran Captain Dale Dye engagiert, der bereits für "Platoon" als militärischer Berater hinzugezogen wurde.

Dialog, Bild und Musik ironisieren einander gegenseitig. Darüber hinaus strotzt das Drehbuch von parodistischen Dialogen, die sich nicht nur auf das Genre des Kriegs- und Antikriegsfilms, sondern auf die virtuelle Realität insgesamt beziehen. Der Einfallsreichtum von Major Chip Hazard und seiner Mannen, alles, was der Kapitalismus im letzten Jahrhundert an technischen Errungenschaften hervorgebracht hat, umzufunktionalisieren, scheint unbegrenzt. Vom Toaster bis zum Skateboard, vom Rasenmäher bis zum Elektrotacker werden aus allen erdenklichen Haushalts- und Freizeitprodukten Fessel-, Wurf-, Feuer- und Schußwaffen hergestellt.

Die Rahmenhandlung dieser amüsanten Persiflage ist jedoch recht dünn, und alles, was sich jenseits des Auftretens der computeranimierten Figuren abspielt, orientiert sich vollständig an den bekannten Topoi des kleinstädtischen amerikanischen Familiendramas: Im Spielberg-Universum findet die Kleinfamilie nach bestandenem Abenteuer wieder zusammen und der heranwachsende, eher schüchternen Alan (Gregory Smith) küßt am Ende die Highschool-Ikone Christy (Kirsten Dunst).

"Small Soldiers". USA 1998. R: Joe Dante, D: Denis Leary, David Cross, Jay Mohr, Phil Hartmann u.a. Start: 8. Oktober