Rathfelder gerüffelt

Zuerst wollte er das Massengrab gerochen , danach nur noch gesehen haben. Schließlich gestand Erich Rathfelder, Balkan-Korrespondent der Tageszeitungen Presse (Wien) und taz (Berlin) ein, daß ihm lediglich ein albanischer Augenzeuge von den "Massengräbern mit Hunderten massakrierten Zivilisten" nahe dem Kosovo-Dorf Orahovac berichtet habe. Bestätigt wurden die Angaben - angeblich sollen 567 Leichen, darunter 430 Kinder verscharrt worden sein - weder von jugoslawischen noch von internationalen Stellen. Nachdem die jugoslawische Botschaft in Wien Beschwerde gegen die Darstellung eingelegt hatte, brachte die Wühlarbeit ihres Korrespondenten der Presse nun eine Rüge des Österreichischen Presserats ein: Er veruteilte das Blatt mit der "einstimmigen Feststellung", es habe "durch die Veröffentlichung Berufspflichten verletzt".

Rathfelders Kollegen von der Frankfurter Allgemeinen waren mit der Rüge gar nicht einverstanden Der Presserat setze sich "dem Verdacht aus, als lasse er sich in die Belgrader Propaganda einspannen, gegen die die Realität steht, welche eine andere Sprache spricht."