»Reinheitsgebote« in Österreich

Die österreichische FPÖ kommt nicht zur Ruhe. Nachdem sich die Wogen in der Betrugsaffäre um den ehemaligen Nationalratsabgeordneten Peter Rosenstingl zu glätten schienen (Jungle World, Nr. 24/98), bahnt sich im Streit um dessen kurzzeitig verwaisten Parlamentssitz ein neuer Hauskrach bei Österreichs Nationalisten an. Während der Nachrücker für den nach Brasilien geflüchteten Rosenstingl, Hermann Mentil, bereits vereidigt wurde, quittierten die FPÖ-Oberen den Alleingang des wegen seiner Geschäftsbeziehungen zu Rosenstingl in Ungnade gefallenen Mentil mit seinem Ausschluß aus der FPÖ-"Gesinnungsgemeinschaft". Obwohl die Landeswahlbehörde Mentils Mandatsanspruch für rechtens erklärte, verweigert ihm die FPÖ-Spitze aufgrund mangelnden "Reinheitsgebots" die Rückkehr in die Partei. Da sie den nun parteilosen Abgeordneten in den Millionenbetrug Rosenstingls verwickelt sehen, soll der frei gewordene Parlamentssitz einem "unbelasteten" Parteigänger zufallen.