Wo waren Sie, als das Sparwasser-Tor fiel?

Jürgen Kuttner ist Radio-Moderator beim ORB

Fußball interessierte mich eigentlich noch nie, obwohl ich Weltmeisterschaften auf eine gewisse Art schon faszinierend finde. Aber mit dem Fußball ist es wohl so wie mit dem Briefmarkensammeln: Man muß einfach richtig Ahnung davon haben, damit es einen Sinn ergibt. Als die DDR 1974 gegen die BRD spielte, war ich 16 und zu Hause. Es war ein warmer Sommertag, daran erinnere ich mich. Während des Spiels war es draußen überall still, danach wurde es jedoch - und das fand ich extrem gut - sehr laut, weil z.B. die restlichen Silvesterraketen rausgeholt wurden, es gab richtig Bambule.

Auch für mich handelte es sich bei der Begegnung um eine gesellschaftliche Entscheidungsschlacht, ich fand es schon besser, daß der Osten gewonnen hat.

In dem Zusammenhang ist interessant, daß die meisten DDR-Bürger bei internationalen Fußballspielen eigentlich eher für die Westdeutschen waren, Bayern München hatte z.B. viele Fans im Osten. Bei diesem Match allerdings kippte diese Stimmung, da freuten sich auch diejenigen, die sonst nicht viel vom DDR-Fußball hielten. Diese Freude war für mich sehr sympathisch, weil ich sie gut nachvollziehen konnte.