Konflikt um Wye

Am Samstag eskalierte der Streit um die Freilassung palästinensischer Häftlinge. Es kam zu heftigen Zusammenstößen mit israelischen Soldaten auf palästinensischen Protestkundgebungen im Westjordanland. Am selben Tag traten 2 500 palästinenische Gefangene in den Hungerstreik, um ihre vorzeitige Freilassung durchzusetzen. Im Wye-Abkommen hat sich die israelische Regierung verpflichtet, bis Ende Januar 750 palästinensische Häftlinge freizulassen. Nach Freilassung der ersten Gruppe beschwerten sich die Palästinenser, daß mehrheitlich soziale und nicht politische Gefangene freigelassen worden seien. Die USA vertreten den Standpunkt, es sei Sache Israels, welche Gefangene es freilassen wolle. Einige Tage zuvor hatten die USA die Entscheidung Israels scharf kritisiert, den im Wye-Abkommen vereinbarten Truppenabzug aus dem Westjordanland zu stoppen.

Bei einer Rede vor dem schwedischen Parlament anläßlich des zehnten Jahrestags seiner Stockholmer Erklärung hat Palästinenser-Chef Jassir Arafat seine Forderung nach Ausrufung eines eigenen Staates bis zum Mai 1999 wiederholt, anders als zuvor aber das Datum für eine einseitige Ausrufung - den 4. Mai 1999, wenn die im Vertrag von Oslo vereinbarte fünfjährige Übergangsperiode abläuft - nicht wiederholt. Statt dessen mahnte er eine bilaterale Vereinbarung mit Israel an. Der Fraktionschef der in Israel regierenden Likud-Partei, Meir Schitreet, sagte, Arafats Rede signalisiere den Beginn einer neuen Ära.