Lücke der Literatur

Nach Einschätzung des US-Amerikaners Tom Wolfe ("Fegefeuer der Eitelkeiten") kann man die deutschen Schriftsteller allesamt in der Pfeife rauchen. Eine wenig differenzierter formulierte der Autor seine Kritik an der deutschen Literatur in der französischen Tageszeitung Le Monde allerdings schon, als er sagte: "In Deutschland zeigen die Schriftsteller bereits seit zwei Generationen kein Interesse mehr an der Welt des 20. Jahrhunderts." Gegenwartsfern seien sie und hätten wohl eher ein Interesse daran, "schwierige psychologische Sachverhalte zu analysieren, bei denen es auf Ort und Zeit der Handlung nicht ankommt". Deshalb, kritisierte Wolfe, gebe es wohl auch zehn Jahre nach der Wende immer noch keinen Großroman über den Fall der Mauer. Und wir dachten bisher immer, genau das sei das Beste an der deutschen Gegenwartsliteratur.