Teenies fressen

"The Faculty": Robert Rodriguez geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach

Aufregung in Amerika: Der asoziale High-School-Trainer des Football-Teams hat gerade seinen Quarterback zusammengeschissen, als sich jemand von hinten nähert, was der Mann - angemessenerweise dargestellt von Robert Patrick, dem unsympathischen Flüssigmetall-Roboter aus "Terminator II" - überhaupt nicht leiden kann. Doch da haben die Aliens schon Besitz von ihm ergriffen. Fortan ist er ein mörderischer, asozialer High-School-Trainer des Football-Teams.

Der Unterschied fällt zunächst gar nicht auf: Identifiziert wird das Monster erst durch seinen Durst: Der Mann trinkt neuerdings am Tag fünf Kisten Mineralwasser. Wie auch die anderen Pauker der Schule. Doch irgendwann ist es nicht zu übersehen: Das Kollegium (engl. faculty) ist schwer am Durchdrehen. Nicht nur Rektorin Drake (Bebe Neuwirth), sondern auch die bis dato unauffällige Miss Burke (Famke Janssen) wird zum sexbesessenen Vamp, der die Schüler nach Strich und Faden verarscht. Nebenbei beginnen die Schuloberen, ihre gutaussehenden Schutzbefohlenen anzufressen.

Wer guckt nicht gern Filme, in denen ultrageil aussehende Frauen und Männer mit dicken Armen gegen außerirdische Menschenfreßmaschinen kämpfen? Niemand! Das glaubt zumindest Robert Rodriguez, der auch schon mal den grauhaarigen Smartie George Clooney als brutalen Massenkiller rumlaufen ließ, wo der doch sonst als Kinderarzt im "Emergency Room" mildtätig waltet.

Auch in "Faculty" konfrontiert Rodriguez allerlei TV-Schönheiten mit üblen blutigen Attacken. Denn in der Schule ist die Teufelin los: ein Wesen, das alle Menschen mit rasender Schnelligkeit mit einem Virus infiziert, der sie zu willenlosen Hüllen von kleinen krabbelnden Monstern macht. Nun gilt es herauszufinden, in welchem Körper sich das Ur-Tier versteckt hält, von dessen Herkunft wir leider im ganzen Film nichts erfahren. Schade! Aber wo ist es überhaupt? Im eigenen Körper vielleicht? Oder in dem der Neuen, wo doch Neue an der Schule immer verdächtig sind?

Den Filmhelden - u.a. der Loser Casey (Eljah Wood), Drogennichtsnutz Zeke (Josh Hartnett) und die Chefredakteurin der Schülerzeitung, Delilah (Jordana Brewster, "die schönste Frau im Tagesfernsehen"; TV-Guide) - geht es also wie uns mit den Grünen. Doch Rettung ist in Sicht: der örtliche Drogendealer. Denn chemische Substanzen der belustigenden Art liegen den Aliens gar nicht. Da geht ihnen der Saft aus, und zurück bleibt nur ein vertrockneter Leichnam - wie wenn du zwei Tage auf dem Rave warst. So ziehen die sechs letzten Menschen also mit Ecstasy gegen die Zombies an der Schule in den Krieg.

So ein schöner Scheißfilm. Aber höchst politisch - Rodriguez: "Die Pubertät ist eine Zeit, in der sich der Körper rasch verändert und man sich nicht im geringsten wohl fühlt. Man entdeckt gerade erst, wer man ist und gleichzeitig ist man all dem Leistungsstreß ausgesetzt. Zusätzlich ist man einem wirklich hilflosen und hoffnungslosen Gefühl ausgesetzt, während man einem Hormonschub nach dem anderen standhalten muß. Zu keiner Zeit können die Menschen zugleich aber auch grausamer sein. Man identifiziert sich nicht länger mit den Eltern, also kann man sie nicht zur Hilfe heranziehen, zumindest glaubt man nicht, daß sie einem helfen könnten."

Hier geht es also um Trauerarbeit. Und das Schlimmste daran ist: So bleibt es das ganze Leben. Denn immer hat man es mit gefährlichen Irren zu tun, die was von einem wollen. Der Lehrer, der neue Freund, die Pickel, der Chef von der Frittenbude, in der man arbeitet, das Finanzamt und die Autoversicherung, die Menstruation, die Schwiegermutter und der Zeitungsredakteur.

In "Faculty" sieht das so aus: Eine Gruppe Jugendlicher schnappt sich den Schulschwächling und rammt ihn gegen den Schulmast. Oder: Der Vater bestraft den Sohn, indem er ihm die Pornohefte wegnimmt ("Du holst dir keinen mehr runter"), bloß weil er dauernd was von Außerirdischen faselt, die die Welt erobern wollen.

Ja, das Leben ist nun mal keine reine Freude, aber wenigstens ist es im Film ja manchmal zum Lachen. "Faculty" ist ein Mischmasch aus ein bißchen "Simpsons" und "Alarm im Weltall", vielleicht auch nur "V - Die Außerirdischen" (eine Serie, die vor zehn Jahren auf Vox lief - reptilienähnliche Monster verwandeln sich in Menschengestalt, die echten Menschen werden in Höhlen zum späteren Verzehr aufbewahrt usw. Die beste Szene in 54 Folgen: Der Herrscher der Außerirdischen heiratet seine Heerführerin, dann zeigt er ihrer Rivalin das Hochzeitsbett: ein kahler Felsen in der Fürstensuite).

Rodriguez scheint sich zudem nicht von seinen digitalen Fetischen lösen zu können - wie schon im letzten Film "From Dusk Till Dawn" benutzt er computergenerierte Monsterkreationen, die einem irgendwie nicht den Schreck in die Glieder treiben wollen und im Gegensatz zu den komödiantischen Teilen seiner Filme stehen. Nix mehr "El Mariachi". Das Drehbuch hat Kevin Williamson geschrieben, der Autor von "Scream", das Ergebnis ist was für Samstagabend, wenn man mal vom Kosovo-Krieg abschalten will. Oh, Pardon!

"The Faculty". USA 1998. R: Robert Rodriguez. Start: 22. April