Wer darf rein, wer nicht

Cannes steht an, und Festivalleiter Gilles Jacob hat vergangene Woche auf einer Pressekonferenz verkündet, was einen ab dem 12. Mai an der französischen Riviera erwartet. Vier Filme aus Frankreich werden auf dem Festival vertreten sein, eine Entscheidung, die allgemein mit "War doch klar" kommentiert wurde. Klar war aber auch, daß David Lynchs neue Produktion "The Straight Story" im Wettbewerb vertreten sein würde. Aussicht auf eine Palme haben ebenso "Achteinhalb Frauen" von Peter Greenaway, "Ghost Dog" von Jim Jarmusch, "Alles über meine Mutter" von Pedro Almod-var, "Der Sommer von Kikujior" von Takeshi Kitano und "La Balia" von Marco Bellocchi.

Lange Gesichter gab es bei den deutschen Filmschaffenden, die leer ausgingen. Lediglich Werner Herzogs Dokumentation "Mein liebster Freund" hat einen Platz in Cannes bekommen, läuft aber außer Konkurrenz. Das von Staatskulturminister Michael Naumann kürzlich initiierte Bündnis für den Film wird noch einiges zu tun bekommen. Grund, beleidigt zu sein, haben die deutschen Regisseure allerdings nicht, schließlich befinden sie sich in allerbester Gesellschaft. Zu den Regisseuren, die - obgleich ihre neuen Produktionen bereits fertiggestellt sind - nicht in Cannes vertreten sein werden, gehören immerhin George Lucas, Alan Parker, Ang Lee, Mike Leigh, Istvan Szabo, Jane Campion und Zhang Yimou. Zwar war die "Die Rote Laterne" des chinesischen Regisseurs Zhang Yimou von der Jury ausgewählt worden, aus Protest gegen die Politik des Festival zog der Filmemacher seinen Beitrag aber zurück. Chinesische Filme, begründete Yimou, würden in Cannes diskriminiert. Gilles Jacob betonte dagegen, daß allein künstlerische Kriterien entscheidend seien. Selbst das filmische Vermächtnis Stanley Kubricks konnte den strengen Zulassungsbedingungen nicht genügen.