Verlegung fast gelungen

77 Häftlingen ist Mitte vergangener Woche aus einem Gefängnis nahe San Crist-bal de las Casas im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas die Flucht gelungen, wie Staatsanwalt Eduardo Montoya Liévano der Presse zerknirscht mitteilen mußte. Die Massenflucht ereignete sich nach Augenzeugenberichten in der Folge einer Häftlingsrebellion: Acht der insgesamt 245 Gefangenen sollten gegen ihren Widerstand in andere Gefängnisse verlegt werden. Doch anstatt sich abtransportieren zu lassen, stürmten die Häftlinge die Waffenkammer und lieferten sich ein Feuergefecht mit dem Wachpersonal. Fünf Häftlinge wurden verletzt, einer erschossen, auch ein Wärter wurde verwundet. Nachdem die Gefangenen einen Teil des Gefängnispersonals als Geiseln genommen hatten, stellte die Polizei das Feuer ein. Inmitten des Tumults gelang es den Häftlingen, die Pforte zu öffnen, zu fliehen und einen Kleinbus zu kapern. Obwohl, wie die Staatsanwaltschaft erklärte, rund 350 Polizisten die Verfolgung aufnahmen, konnte zunächst keiner der Geflohenen aufgegriffen werden.

Das Gefängnis ist erst im September letzten Jahres wieder eröffnet worden, nachdem es im Januar 1994 geschlossen werden mußte. Damals hatten Guerilleros der EZLN (Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung) die Pforten geöffnet und alle Gefangenen freigelassen.