Urlaubsshow auf TV Berlin "Hin und weg"

Hände weg vom Urlaubsgepäck

Die Eigenproduktionen des Berliner Privat-Fernsehsenders TV Berlin bestechen besonders durch ihre Schlichtheit und Kostengünstigkeit. Mit Vorliebe füllt man das Programm mit Telefondiskussionen über Hundekot und Fahrpreiserhöhungen oder sendet live Horoskope-Ausrechnen und Sexberatung. Besonders schlicht und kostengünstig ist jedoch die Reisereihe "Hin und weg".

Dort wird einer nichtsahnenden Person, die zufällig irgendwo in Berlin herumsteht, eine einwöchige Reise angeboten. Einzige Bedingung: Die Woche Sri Lanka, Mallorca oder Ischia mit Vollpension gewinnt nur, wer sofort reisefertig ist. Das könnte ein verlockendes Angebot sein, wäre da nicht Moderator Barry Werkmeister. Der begleitet die Reiselustigen (meist Frauen) in ihre Wohnungen, schaut beim Kofferpacken zu und nervt. Denn selbst harmlose Fragen haben, von ihm gestellt, einen zotigen Nachhall, was jedoch ganz gut paßt. Werkmeisters Lieblingsbeschäftigung in fremden Behausungen ist es nämlich, in Unterwäsche und Privatleben gleichermaßen beharrlich herumzuschnüffeln, Kleidungsstücke zu kommentieren, Briefe zu lesen und Fotos aus Regalen zu zerren.

TVB-Zuschauer wissen das anscheinend, denn es gelingt dem Sender meist nur mit Mühe, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Und manchmal springt sogar ein eigentlich wild zum Verreisen Entschlossener noch ab. Taschengeld für die Reise ist nämlich im Budget nicht vorgesehen, Extras müssen die TVB-Touristen selbst bezahlen. In der letzten "Hin und weg"-Folge, einem Werk, das in der Dauerrotation des Senders über Wochen hinweg beinahe täglich zu unterschiedlichen Tageszeiten zu bestaunen war, suchte Barry Werkmeister sein Urlaubsopfer am Reichstag. Zunächst näherte er sich dort in der Schlange stehenden Männern, die alle so aussahen, als ob sie auf keinen Fall spontan nach Sri Lanka fliegen wollten. Werkmeister hatte Glück: Weder der junge Familienvater noch der blonde Bärtige hatten Zeit, und so konnte er sich ausgiebig auf die Suche nach einer geeigneten Frau machen.

Schließlich traf er auf Roseanne, seit einem Jahr in Berlin lebende Journalistikstudentin aus New York, die sich nach kurzem Zögern zum Verreisen entschloß. Und schon kurz darauf merkte, worauf sie sich eingelassen hatte, denn schon an der Wohnungstür lief Werkmeister zu Hochform auf. Er sortierte sie dort liegende Post, nervte mit Fragen nach Roseannes in Bremen lebendem Freund und geriet in Ekstase, als er auf ihrem Bett zwei Kopfkissen entdeckte. Zwei Kopfkissen auf einem Bett sind zwar eigentlich nichts so besonders Außergewöhnliches, aber in Werkmeisters Phantasie wohl untrennbar mit Sex verbunden.

Während die junge Frau noch verwundert dastand und den Moderator nachdenklich betrachtete, hatte der jedoch schon etwas noch Interessanteres gefunden: ein Foto von ihrem Freund. "Der ist aber blaß!" stellte er nachdrücklich fest, und um sicherzugehen, daß die schwarze US-Amerikanerin ihn auch wirklich verstand, erklärte er vorsichtshalber nochmal auf englisch: "He is white!" Bevor Roseanne irgend etwas erwidern konnte, stürzte sich Werkmeister aber schon auf ihre Kleidungsstücke. Genug Zeit, alle anzupatschen und auf ihren Erotikwert hin zu überprüfen, blieb diesmal leider nicht, aber, davon kann man ausgehen, das wird in der nächsten Folge ausgiebig nachgeholt. Bis den Werkmeister mal eine verhaut. Strafbar ist das wahrscheinlich nicht.