Habermas halten

Jürgen Habermas hat es sich wieder anders überlegt. Nachdem er drei Wochen zuvor in einem Aufsatz in der Zeit den Krieg der Nato gegen Jugoslawien als den Beginn des Zeitalters einer Weltbürgergesellschaft nobilitiert hatte (Jungle World, Nr. 20/99), plädierte der Soziologe in der vergangenen Woche in der Süddeutschen Zeitung dafür, die Veranstaltung kurzfristig wieder abzublasen. Habermas erkannte die Zeichen der Zeit und sprach sich für eine bedingte Feuerpause aus: "Inzwischen ist die Zweckmäßigkeit und Verhältnismäßigkeit der eingesetzten militärischen Mittel so problematisch geworden, daß ich die Forderung der Partei der Grünen nach einer bedingten Feuerpause für vernünftig halte", erklärte Habermas.

Zugleich wehrte er sich gegen den Vorwurf Peter Handkes, er habe mit "zwei Adverbien sein ganzes Denkleben verfehlt". Habermas, der in der Zeit geschrieben hatte, es handele sich um "einen zweifellos moralisch berechtigten Angriff", bezweifelte wiederum, daß man "sich angesichts der begründeten Ambivalenz einer einseitigen Parteinahme" beim Thema Kosovo-Krieg so sicher sein kann. Wie er selbst neulich in der Zeit? Nein, "wie der Blitze schleudernde Dichter".