Rau schau wem

"Daß junge Männer heute deutschen Stellen sagen müssen, warum sie den Wehrdienst verweigern, das ist pervers." Deutliche Worte von Johannes Rau, publiziert vor 43 Jahren. Der Berliner Tagesspiegel hat sich des vergessenen Frühwerks des neuen Bundespräsidenten angenommen und einige Beiträge aus Jungreporterzeiten veröffentlicht. Rau, der schon mit 16 Jahren für die bibelfeste Zeitschrift Jungenwacht schrieb, veröffentlichte Jazzkritiken, Polizeiberichte und verfaßte Sprachkritiken, u.a. in der Westdeutschen Rundschau zu der Frage, ob "man eigentlich 'Mädchen' oder 'Mädel' sagen" soll. Ergebnis: Beim Begriff "Mädel" dachte Rau "immer an Fröhlichkeit, Sonne, Volkstanz mit fliegenden Dirndln", aber auch "an allzu leichtes Tanzparkett-Milieu (zehn Zentimeter tiefer als normal) und an Laternen-Bekanntschaften". Bei "Mädchen" an "das Stille, Sanfte, Frauliche, das Ernsthafte und Tiefe", aber auch "das Unbeholfene, Altmodische". Also, wie jetzt? Zurück zur Jungenwacht? Rau schließt versöhnlich: "Die Frage ist sicherlich nicht ganz weltbewegend. Aber die Sprache ist nie ganz unwichtig. Was meint ihr dazu?"