Schlecht vor Grauen

Mindestens 500 Menschen hat er eigenhändig erschossen, bei der Exekution von weiteren rund 16 500 Männern, Frauen und Kindern im Konzentrationslager Majdanek in Polen hat er im Jahr 1943 Gewehre und Maschinenpistolen nachgeladen. Vergangene Woche nun verurteilte ihn das Stuttgarter Landgericht zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren. Absitzen wird der Nazi-Verbrecher Alfons Götzfrid diese Strafe nicht mehr müssen, da ihm seine elfjährige Zeit in einem sibirischen Zwangsarbeitslager angerechnet werden mußte. Der heute 79jährige will freilich bei der sogenannten Aktion Erntedankfest in Majdanek nicht selbst geschossen haben, weil ihm angesichts des Grauens schlecht geworden sei. Der Vorsitzende Richter Klaus Teichmann wollte Götzfrid jedoch keinen Glauben schenken: Er sei zwar nur "ein Endglied in der Mordmaschinerie" gewesen, trotzdem aber "einer der Folterknechte".