Verärgerter Polizeibeamter

30 Jahre ist er Polizist, seit 1992 sogar der oberste von Berlin, aber so etwas ist Hagen Saberschinsky noch nie passiert. Daß mal, wie im Februar, seine Beamten nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sind, wenn Krawall droht, gut, das kann vorkommen. Aber daß der SFB einfach ein Telefongespräch zwischen ihm und Innenstaatssekretär Kuno Böse veröffentlicht, findet der Polizeipräsident "ungeheuerlich, diffamierend und zersetzend". Dabei hätte er sich den Ärger der letzten Woche sparen können, wenn er damals, einen Tag vor der Besetzung der israelischen Botschaft durch kurdische Demonstranten, die Warnung Böses ernst genommen hätte.

Aber Saberschinsky wollte es ja nicht anders. "Ja, ja, ja, ist gut, o.k. Wir schützen die ganze Welt", hatte er leichtfertig dem Staatssekretär geantwortet, als dieser ihn darauf hinwies, daß die diplomatische Vertretung zu den gefährdeten Gebäuden gehöre, nachdem PKK-Chef Abdullah Öcalan aus Kenia entführt worden war. Ganze drei Beamten standen dann vor der Botschaft, als die Kurden und Kurdinnen kamen, dabei hatte ihm das Bonner Innenministerium sogar Unterstützung durch den Bundesgrenzschutz zugesagt. Erst während der Besetzung, in deren Verlauf vier Menschen erschossen wurden, rückten dann weitere 180 Polizisten an.

Nun hat Saberschinsky mit allen Ärger: mit den Sozis, den Grünen und der PDS. Und SPD-Spitzenkandidat Walter Momper forderte letzte Woche sogar den Rücktritt von Böse und Innensenator Eckart Werthebach (CDU). Der weist freilich jede Verantwortung von sich, schließlich kümmert er sich nur um die "große Linie". Die Feinheiten überläßt er Saberschinsky. Immerhin: Noch hält der Innensenator seinen Polizeichef für "tragbar".