Kreuzweise

Ausgerechnet der Papst, der sonst alles und jeden päpstlich kommentiert, schweigt. Dabei war es ein eigens für eine päpstliche Messe in Auschwitz aufgestelltes Kreuz, das in Polen einen turbulenten antisemitischen Aktionismus ausgelöst hat. Das acht Meter hohe Holzkreuz war schon 1979 errichtet worden. Auf die Forderung jüdischer Vereinigungen hin, das übermächtige christliche Symbol aus der Holocaust-Gedenkstätte zu entfernen, kam es vor knapp einem Jahr zu wilden Verteidigungsaktionen katholischer Antisemiten: Sie stellten einen ganzen Wald aus 300 weiteren Kreuzen auf und brachten antisemitische Parolen an der Einzäunung an. Schließlich verminte der katholische Fundamentalist Kazimierz Swinton das Feld mit den Kreuzen und die Umgebung seines Wohnwagens, von dem aus er monatelang die Protestaktion bewachte.

Die polnische Regierung hatte zunächst zögerlich auf die katholischen Rebellen reagiert. Erst letzte Woche wurden mit Hilfe eines neuen Gesetzes, das die Umgebung ehemaliger Konzentrationslager zur Schutzzone erklärt, die Minen entschärft und die Kreuze entfernt. Swinton wurde verhaftet, doch sein Ziel scheint er erreicht zu haben: Das Papstkreuz bleibt vorerst stehen.

Das Aufstellen von Kreuzen ist in Polen keine neue Idee. Einst hatte man mit solchen Aktionen gegen das kommunistische Regime protestiert.