Wenn Reaktoren weiterlaufen

Sie will ihn also doch noch, die Bundesregierung. Nein, nicht den Sofortausstieg aus der Atomenergie. Auch nicht den innerhalb von zehn Jahren, wie ihn Sozialdemokraten nach dem Super-Gau von Tschernobyl einmal gefordert haben sollen - mal abgesehen davon, daß die Dekade längst verstrichen ist. Nein, wovon in Regierungskreisen drei Wochen vor der nächsten Verhandlungsrunde mit den Energieversorgern die Rede ist, dürfte das sein, was die Grünen wohl demnächst als "Atomausstieg unter den aktuellen Bedingungen" verkaufen werden: Wie die Süddeutsche Zeitung erfuhr, will die Regierung nun in einem öffentlich-rechtlichen Vertrag das Ende der Kernkraft in Deutschland für das Jahr 2020 festlegen. Das aber auch nur, wenn die Betreiberfirma nicht eine besondere hohe Sicherheit für den jeweiligen Reaktor nachweisen kann. Sollte das doch der Fall sein, darf's natürlich etwas länger sein: Um bei der Zeitspanne flexibel zu bleiben, plant Rot-Grün, im Atomgesetz eine Gesamtlaufzeit von 35 bis 40 Jahren zu fixieren. Danach, so die gutinformierten Bonner Kreise, wäre ein Ausstieg auch entschädigungslos zu machen - falls die Konzerne dem Konsens zustimmen. Was aber keineswegs gesichert sei: Möglicherweise erreiche die Regierung ihr Ziel nicht ganz, hieß es nach einem Spitzengespräch zwischen Kanzler Gerhard Schröder (SPD), seinem parteilosen Wirtschaftsminister Werner Müller und Umweltminister Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen).