Nicht in unsere Heide

Der Oberbürgermeister von Lüneburg hatte es bereits geahnt. Kaum war bekannt geworden, daß die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) am 11. Juni eine Europwahlkundgebung auf dem Marktplatz der Stadt durchführen wollte, ließ Ulrich Mägde (SPD) nicht nur die Kundgebung, sondern auch alle Gegenveranstaltungen verbieten: Schließlich sollte keiner in der alten Salzstadt in seiner Ruhe gestört werden. Nachdem aber das Lüneburger Oberverwaltungsgericht das Verbot aufhob, durften sowohl die NPD als auch das "Bündnis gegen die NPD-Kundgebung" - weit entfernt vom Marktplatz - demonstrieren.

Doch die 400 Gegendemonstranten kamen letzten Freitag trotzdem bis in die Nähe des Marktplatzes. Manfred Börn, früherer Gauleiter der 1994 verbotenen Wiking Jugend, und zehn weitere seiner Kameraden mußten sich unter Polizeischutz auf dem Platz postieren. Als dann rund 80 "Freie Nationalisten", geführt von den Hamburger Neonazikadern Thomas Wulff und Christian Worch, zu der NPD-Kundgebung dazustoßen wollten, flogen Flaschen und Steine. Nur mit Mühe konnte die Polizei ihnen den Weg zum Marktplatz bahnen. Dort sprach aber nicht Worch, sondern Peter Naumann. Der verurteilte Bombenleger betonte: "Wir lassen uns nicht unsere Geschichte durch die verfälschende Darstellung der Wehrmacht und der Konzentrationslager nehmen." Über 20 Gegendemonstranten wurden festgenommen.