Nicht in unseren Kiez

"Wir sind nicht gekommen, um uns diese Geschichten anzuhören." Mit diesem Zwischenruf unterbrach ein Mann aus Pankow den Vortrag der ortsansässigen Historikerin Inge Lammel. Die berichtete in der letzten Woche auf einer Bürgerversammlung über die rund 500 von den Nazis ermordeten Juden in dem Berliner Stadtteil. Auch von den wenigen, die, wie die Familie des Zigarettenfabrikanten Garb‡ty, in letzter Minute das Land verlassen konnten, sprach die Geschichtswissenschaftlerin. Vor einigen Monaten nun haben in der von den Nazis arisierten Villa der Garb‡tys die faschistischen Republikaner ihre Bundeszentrale eingerichtet. Aus Protest gegen diese "zweite Arisierung" reichten Berliner Antifa-Initiativen beim Bezirksamt Pankow einen Antrag auf Umbenennung der Berliner Straße in Josef-Garb‡ty-Straße ein - was bei den meisten Anwohnern nicht gut ankam. "In meinem Haus sind alle gegen die Umbenennung", sagte eine ältere Frau: Die Garb‡tys seien doch Kapitalisten gewesen, jemand anderes. Man solle doch eine mit Ziffern ausgewiesene Straße in einem Neubaugebiet nach ihnen benennen, ergänzt ein Nachbar. Von den Parteien unterstützt lediglich die PDS den Vorschlag der Antifa-Initiativen. Gemeinsam mit dem Wahlkampfleiter André Brie und anderen PDS-Vertretern benannten sie die Straße in der letzten Woche schon mal symbolisch um - aber nur für eine Stunde. Sonst hätte die Stadtreinigung die Beseitigung des neuen Schildes in Rechnung gestellt.